Wenig Aufwand - große Wirkung: Lackiertips für Nicht-Profis

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T3R.PV
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Registriert: So 23. Mai 2010, 13:34
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Wenig Aufwand - große Wirkung: Lackiertips für Nicht-Profis

Beitrag von T3R.PV »

Hallo,

Wie schon im Betreff geschrieben: Airbrush-Profi drücken jetzt bitte den "Zurück"-Button ihres Browsers :P

Ich möchte aus meinen Erfahrungen ein paar Lackiertips anbringen - und bin auch selbst für Hilfe und Ideen dankbar. Häufig liest man, dass sich Leute, die hervorragende Modelle bauen nicht so recht ans Lackieren herantrauen bzw. ausschließlich mit dem Pinsel lackieren. Auch ich gehörte lange zu dieser "Spezies", da ich die Investition in Airbrushzubehör (aus Kosten- aber auch Erfahrungsgründen) scheute und immer noch scheue. Somit entschloss ich mich zum Lackieren aus der Sprayflasche und möchte meine Erfahrungen mit allen Vor- und Nachteilen schildern.

Ich habe mich auf einen Lackhersteller, mit dem ich sehr gute Erfahrung gemacht habe "eingeschossen" - die Firma J. W. Ostendorff. Diese Lacke sind in diversen Baumärkten unter einem jeweiligen Handelsmarkennamen zu finden: Vincent, Netto, Genius Pro oder Faust. Erkennbar ist der Hersteller am (Barcode-)Schlüssel, der für Ostendorff immer mit 4004014 beginnt. Während ich anfangs seidenmatt lackierte habe ich mittlerweile zu glänzend gewechselt. Grund ist die bessere Wirkung der Schiebebilder. Die fertigen Modelle werden dann aber noch mit Klarlack seidenmatt überzogen. Nun aber zu den Tips, mit ein paar Bilder untermalt:

1. Geduld, Geduld, Geduld...

Eigentlich meine Schwäche. Aber es muss nichts "schnell" fertigwerden. Damit richtet man in der Regel nur Schaden an. Eine gute mehrfarbige Lackierung kann schon mal (mit allen Trocknungszeiten) mehrere Wochen dauern.

2. Gute Untergrundbehandlung ist die halbe Miete

Prinzipiell baue ich erst den kompletten Wagenkasten zusammen; bei Tatra-Wagen inclusive Dach, Gotha-Dächer werden separat lackiert und dann aufgeklebt. Dabei gehe ich mit Kleber nicht unbedingt sparsam um (speziell bei Tatra-Dächern), da eh alle Klebestellen noch verschliffen werden. Gegebenenfalls muss noch gespachtelt werden. Dafür verwende ich ausschließlich Revell Plasto, da dieser den Kunststoff anlöst und sich somit perfekt verbindet. Ein Tatra hat nun mal im Original keine Naht zwischen Kasten und Dach (speziell im Front- und Heckbereich) und sollte diese auch im Modell nicht haben. Auch bei KT4D/T6 muss der Nahtbereich in Front und Heck sorgfältig verspachtelt werden. Alle glatten Flächen verschleife ich nass (Körnung mindestens 600). Im Bereich von Zierleisten, Türen o. ä. kommt ein Glasfaserpinsel zum Einsatz um den Untergrund anzurauhen. Dies ist besonders wichtig, um beim Abkleben eine gute Haftung der Farbe zu erreichen - die Farbe soll sich ja nicht mit dem Klebeband ablösen.

Die beiden Tatra-Modelle haben eine Vielzahl an Klebestellen, die alle nicht mehr zu sehen sind:
Bild

3. Immer von innen nach außen lackieren

Ich lackiere immer zuerst die Innenseiten der Modelle. Dazu klebe ich die Außenseiten mit Malerkrepp ab, um sie vor Farbnebel zu schützen. Danach setze ich die Kästen auf Klötzer auf und lackiere die Außenseiten. Die Klötzer schützen die Innenseite vor "Lackschäden". eine Folietüte über der Hand bewahrt vor "Kollateralschäden", denn ich halte die Modelle beim Lackieren in der Hand. Auf eine Tischplatte aufgesetzt hat man häufig das Problem, dass der Farbnebel das "letzte Staubkorn" findet und direkt auf die zu lackierende Fläche bringt.

Bild

4. Die richtige Lackierreihenfolge festlegen

Galt früher immer "von hell nach dunkel" so ist dies bei heutigen Lacken nicht mehr nötig; die Deckkraft ist einfach sehr gut. Ich lackiere daher immer in der Reihenfolge, die für das Abkleben am günstigsten ist. Hier ein Beispiel:

Bild

Den KT4D mit seinen glatten Flächen habe ich erst komplett hellelfenbein lackiert. Nach dem Maskieren habe ich alle orangefarbenen Flächen gleichzeitig lackiert, anschließend den schwarzen Rahmen. Beim Bus habe ich zuerst die Türseite orange lackiert. Nach dem Maskieren wurde der Kasten elfenbein lackiert, erst danach waren Front und Heckbereich wieder in orange an der Reihe. Die Kunststoffzierleiste des Originals habe ich mit einem Streifen schwarzen Klebebandes nachgebildet. Ein weitere Tip zu den Fenstergummis beim Bus: diese habe ich mit Paintmarker (Schneider 271) nachgebildet. Nach dem Trocknen kann man eventuell "daneben gegangene" Farbe mit dem Glasfaserpinsel entfernen.

Häufig lackiere ich die Farbe schmaler Zierstreifen zuerst und maskiere sie dann. Es ist wesentlich einfacher, einen Streifen Maskierband parallel zuzuschneiden als zwei Streifen exakt parallel aufzukleben. Und bei einer Streifenbreite von 0,8 mm fällt jedes Zehntel auf. Hier ein Beispiel am KT8:

Bild

Folgende Reihenfolge habe ich angewandt:

1. Kasten komplett weiß lackieren, weiße Zierstreifen maskieren
2. alles "was nicht rot wird" maskieren - rot lackieren
3. alles "was nicht anthrazitfarben wird" maskieren - anthrazit lackieren
4. alles außer Türbereich maskieren - Türen hellgrau lackieren.

Bei allen vorstehenden Lackierarbeiten blieben die schmalen Streifen, die das Weiß abdecken am Kasten kleben und wurden zuletzt entfernt. Dami bleibt die Überraschung bis zum Schluß, ob eventuell Farbe unter die Maske gedrungen ist. Sollte das in wenigen Fällen passiert sein, hilft auch hier der vorsichtig zum Einsatz gebrachte Glasfaserpinsel.

5. Das eigentliche Lackieren

Wie oben geschrieben verwende ich Sprayflaschen. Damit stehen nur die Farben zur Verfügung, die der Hersteller anbietet. Ich habe aber bisher immer das Passende gefunden. Wichtig ist es, Kunstharz- und keine Acryllacke zu verwenden. Acrylfarbe kann ggf. den Kunststoff anlösen. Zuerst wird der Wagenkasten gleichmäßig dünn eingenebelt. Die Farbe muss dabei noch nicht decken! Nach einer Antrockenzeit von 20 - 30 Minuten (Mattlacke werden schon matt) wird der Wagenkasten einzweites Mal deckend lackiert. Durch diese Vorgehensweise vermeidet man nicht nur Nasen. Ein weiterer Vorteil ist, dass der erste Lackauftrag den Zugang unter die Maske verschließt und somit ein Eindringen von Farbe verhindert.

6. Die Dekore

Ich verwende mit Laserdrucke bedruckbare Schiebebildfolien - erhältlich über eBay oder z. B. druckeronkel.de. Diese werden mit Weichmacher aufgetragen und nach komplettem Durchtrocknen mit Klarlack überzogen. Beim folgenden Bild nutzte ich den "Heimvorteil" und habe einfach alle Beschriftungen am Original abfotografiert und am Rechner bearbeitet. Bei diesem Wagen sind übrigens auch die silbernen Zierleisten mittels Abklebetechnik lackiert:
Bild

Ich hoffe, dass ich vielleicht dem Einen oder Anderen eine Anregung geben konnte. Wie gesagt, ich bin auch selbst für Tips und Anregungen dankbar. Die gezeigten Modelle sind zum größten Teil noch nicht ganz fertig.

Und wer das alles schon wusste hätte vielleicht gar nicht bis hier her lesen müssen :P


EDIT hat mich um folgende Ergänzung gebeten: Zum Abkleben verwende ich Elektrikerisolierband - aber das "Gute" vom Profi, die Baumarktware ist zu störrisch und haftet schlecht an Konturen. Also am Besten den Elektriker fragen. Zum Schneiden klebe ich es auf das Trägerpapier von Etiketten o. ä. und schneide es mit Stahllineal und Cuttermesser.
Zuletzt geändert von T3R.PV am So 19. Sep 2010, 21:23, insgesamt 1-mal geändert.
Steffen Künne
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Re: Wenig Aufwand - große Wirkung: Lackiertips für Nicht-Profis

Beitrag von Steffen Künne »

Guten Abend!
Vielen Dank für diese wirklich guten Tipps. Ich traue mich mittlerweile mehr und mehr ans lackieren, bin aber noch lange kein Profi. Den ein oder anderen Tip werde ich wohl definitiv beherzigen, wenn das nächste Modell in Lack gehüllt werden soll ;)

Gruß Steffen

P.S.: Deine Modelle sehen klasse aus, absolut sauber!
Benji
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Re: Wenig Aufwand - große Wirkung: Lackiertips für Nicht-Profis

Beitrag von Benji »

Naja eine Airbrushpistole muss nicht immer Teuer sein, solch ein Gerät Kostet mit Glasflaschenreservoir und Gaskatusche gerade mal 20 Euro aus dem Baumarkt (SingleAction). Diese Plastikpistole ist aber nur für Flächen geeignet, welche man bei Fahrzeugen ja eh gleichmäßig aufträgt aber sowieso keine Schattenefekte will. Als Druckluftflaschen benutzt man nicht die von Revell für 11Euro, sondern am besten das Multigas für 2Euro, ebenfalls aus dem Baumarkt, oder besser noch einen kleinen Kompressor.

Bild

Jedoch empfhele ich eine etwas bessere aber Teurere Airbrush ab 50Euro (Double Action) da man bei ihr die Menge der Farbe Dosieren kann, jedoch gibt es auch Pistolen die über 250 Euro Kosten, etwas für die Fans, die auch noch die Reklame auf ihren Modelle aufspritzen wollen.

Edit:
Zu den Farben; Ich benutze Teilweise Acrylharz Farbe von Tamiya, die unbedingt mit den Tamiya Verdünner oder Butanol verdünnt werden müssen. Bei einigen Modellen (Gerade bei Umbauten) Grundiere ich vorher das Modell mit Grundierspray.
Ingbert
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Re: Wenig Aufwand - große Wirkung: Lackiertips für Nicht-Profis

Beitrag von Ingbert »

Hallo zusammen,

das Thema Seife ist recht einfach und billig zu lösen: Jede haushaltsübliche Seife hat festlösende Eigenschaften, was in diesem Fall nicht so ganz ungeeignet ist, aber viele haben zur besseren Hautverträglichkeit auch rückfettende Eigenschaften. Die sind hier natürlich unerwünscht.

Ich verwende seit Jahren normale Allreinseife aus dem Eimer etwas kräftiger als normal dosiert zusammen mit einer weichen Bürste (kann auch alte Zahnbürste sein), größere Flächen genügt auch ein Lappen oder Haushaltstuch. Damit gab es sogar bei größeren Messingoberflächen ohne nennenswerte Anrauhung sauber haftende Lackschichten, wenn man die passende Grundierung verwendet.

MfG,
Ingbert Neumeister
Jens2305
Beiträge: 83
Registriert: Di 13. Dez 2016, 10:41

Re: Wenig Aufwand - große Wirkung: Lackiertips für Nicht-Pro

Beitrag von Jens2305 »

Hallo Benji

Was für eine Grundierung benutzt du für deine Modelle?
Gruß Jens
Lg Jens
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