GhostStefan hat geschrieben: ↑Mi 8. Apr 2020, 11:12
Haben Sie denn z.B.: Die Fahrzeuge aus Nürnberg von 365 Tage, 280 - 300 Tage im Jahr vor der Nase und das Tagsüber und auch Nachts. Ich schon (Nein bin kein Fahrer sondern komm aus der Werkstatt). Ich denke nicht und von Bildern kann auch nicht alles abgeleitet werden(Da gibt es z.B. Unfallschäden und dann wurde danach es anders beklebt)
Tramspotters hat geschrieben: ↑Mi 8. Apr 2020, 15:11
Bilder sind der einzig wahre Beweis, wie etwas ausgesehen hat und zwar an einem bestimmten Tag X.
Dass an am Tag X+1 schon anders ausgesehen haben kann, ist davon unberührt.
Diese beiden Zitate sagen doch so viel aus. Das ist die volle Wahrheit und sie erklärt, weshalb selbst beim Korrekturlesen Fehler passieren können oder eine Variante abgesegnet wird, die nach wenigen Tagen bereits wieder hinfällig ist.
Am Tag X macht ihr ein Foto von der einen Seite des Wagens und erst am Tag Y (zum Beispiel zwei Wochen später) könnt ihr ein Foto von der anderen Seite machen. In der Zwischenzeit kann sich das Fahrzeug wieder verändert haben und bei der Korrektur merkt man es nicht. Man hat doch die Fotos von beiden Seiten, zwischen denen "nur" zwei Wochen liegen...
Wenn man es perfekt machen möchte, dann muss man an EINEM Tag den Wagen von ALLEN Seiten fotografieren und ERST DANN den Entwurf begutachten. Einige von euch machen Straßenbahnfotos und ihr wisst doch auch, dass das unheimlich schwer ist. Besonders dann, wenn der Verkehrsbetrieb nicht der Auftraggeber ist und kein Fototermin gemacht werden kann. Dann muss der Wagen nunmal irgendwie abgefangen werden.
Ich bin wie GhostStefan auch aus der Werkstatt. Unsere Wagen sehe ich tagtäglich und in einer Woche nahezu den gesamten Fuhrpark. Da sieht man, wie schnell sich die Wagen im Detail verändern. Selbst wenn man die Wagen jeden Tag vor der Nase hat und in jede Ecke von ihnen kriecht, bekommt man trotzdem einige Änderungen nicht sofort mit.
Jetzt gerade korrigiere ich mit einem Kollegen das Mainzer Modell aus den Neuheiten 2020 07-08. Rietze und Hödl leisten da sehr gute Arbeit, das muss man sagen. An dieser Stelle ein großes Lob von mir.
Und jetzt kommts... Ich sehe unsere Wagen jeden Tag und sah das Original zuletzt in einer Version, von der mir ein Foto vorliegt. "Ja, genau so sieht er aus", dachte ich mir. Nun wurde aber die Werbung an den Fenstern kürzlich korrigiert, was ich aber nicht mitbekommen habe. Das habe ich erst bemerkt, nachdem mich mein Kollege darauf hingewiesen hat und ein aktuelles Foto vorgelegt hat. Wie sich herausgestellt hat, war die Werbung noch nicht ganz fertig und wurde erst kürzlich vollendet bzw. verfeinert.
Das hat ganz deutlich gezeigt, wie schnell sich ein Wagen verändern kann.
Hinzu kommen noch Unfälle und kleine Veränderungen. Schnell passiert mal ein Unfall und ein Teil der Werbung ist weg. Oder irgendwelche Piktogramme, dessen Reihenfolge und Platzierung im Betrieb auf einem Beklebungsplan festgelegt sind, sind ausgerechnet bei diesem einen Wagen anders, weil sie nach einer Unfallinstandsetzung falsch geklebt wurden oder bei der Beklebung mit der neuen Werbung ganz einfach vergessen wurden.
Beim Betrachten des Modellentwurfs und Fotos des originalen Wagens fiel mir auf, dass am Original ein Hinweisaufkleber an einer Stelle gefehlt hat, an der er kleben sollte. Der wird nun am Original bei der nächsten Inspektion ergänzt.
Aber das zeigt doch, dass Fehler sogar dann entstehen, wenn Fotos als Quelle genutzt werden. Denn Fotos dokumentieren nur den aktuellen Zustand und nicht, ob der Wagen richtig beklebt ist.
Eine unserer Straßenbahnen hatte mal einen Unfall und war zu diesem Zeitpunkt mit einer zehn Jahre alten Werbung beklebt. Bei der Unfallinstandsetzung wurde der betroffene Kopf (Front bis zur ersten Tür) neu lackiert, die Werbung jedoch nie ergänzt, da es sich nur um zwei Streifen und einem Gebäck handelte. So fuhr dieser Wagen dann sieben Jahre weiter.
Was will man denn da dann machen? Auf neuen Fotos ist der eine Kopf werbelos, aber schön sieht das Modell dann nicht mehr aus. Was ist "richtig" und was "falsch"?
Oder anders: Wo setzen wir die Grenze, damit wir es nicht übertreiben?
Eine Idee habe ich jedoch, wie man künftig viele Fehler vermeiden kann. Man kann einen Grundentwurf des Modells individuell für jeden Betrieb anfertigen. In diesem Grundentwurf sind unveränderliche Dinge eingezeichnet. Das sind Türen, Fenster, Seitenklappen, Lüftungsschlitze usw, da sie sich niemals verändern. Hinzu noch die im Betrieb üblichen Piktogramme. Diese können sich zwar ändern, allerdings passiert das selten.
Somit hat der Modellhersteller in seinem Archiv einen Grundentwurf für den jeweiligen Betrieb, den er jederzeit als Basis für ein neues Modell nehmen kann. Da muss dann nur die Werbung drauf, ohne sich weitere Gedanken über den Grundentwurf machen zu müssen.
Somit muss, wenn ein neues Modell entworfen wird, nur die Korrektheit der Werbung geprüft werden. Gleichzeitig kann der Prüfer den Grundentwurf prüfen, nur um sicherzustellen, dass sich an den Piktogrammen mittlerweile nichts verändert hat.
Das wäre aber auch wirklich die einzige Veränderung, die man meiner Meinung nach machen könnte.
Die letzte fehlende Niete kann man notfalls noch selbst einzeichnen.