Viele Wege führen zum Pflastergleis

Diskussionsforum

Antworten
volkmar.m
Beiträge: 37
Registriert: Mo 4. Jan 2010, 22:37
Wohnort: Paris
Kontaktdaten:

Viele Wege führen zum Pflastergleis

Beitrag von volkmar.m »

Pflastergleis ist des Modellstrassenbahners Leid. Mal gekauft und teuer, mit der falschen Geometrie, oder selbstgemacht aber viel zu arbeitsaufwendig, und vielleicht am Ende so oder so nicht ganz zufriedenstellend. Für mich Quelle häufigen Frustes.

Ich habe versucht, einmal alles mir bekannte zu vergessen (Luna, Swedtram, normales Schwellengleis, Karton, Polystrol oder Moltofill...) und von ganz vorn anzufangen. Disruptiv nennt man das in meinem echten Beruf ... ;-)

Ausgangsbasis ist mein HO - "Traction Terminal". viewtopic.php?f=8&t=5067 Dort liegen Richtungsleise paarweise mit 36 mm Abstand, bei einer Bettungsbreite zweigleisig von 64 mm. Das Gleis ist entweder mit Backsteinen gepflastert, oder - unter den "Parkpositionen" der Triebwagen - mit Sand verfüllt, damit das Öl der Motorgetriebe sorgenfrei abtropfen kann.

Durch den Gleisabstand fällt Luna aus, auch würde es in den Sandgruben zu grob aussehen. Swedtram Rillengleis wäre nicht vorbildgerecht, es gab in der Bahnhofshalle keine Rille. Normales Flexgleis geht auch ohne weiteres nicht, da die Schwellen zu breit sind. Spachtelmassen fallen übrigens auch aus, da ich sie nun absolut gar nicht mag (auch wenn viele von Euch gute Ergebnisse hinkriegen). Ohnehin wäre Backstein ritzen eine Strafarbeit. Kurzum, ich bin unbegabt und faul, und will dennoch Rillengleis mit schmaler Rille und unsichtbaren Kleineisen...

Spätestens jetzt muss der Hobbyingenieur sich etwas anstrengen: Ich habe mich für PECO Code 75 entschieden, und ziehe zuerst die Schienen von den Schwellen ab.

Von den Schwellen werden einige (viele braucht es nicht) paarweise mit dem Cutter zugeschnitten, dass sie ein U bilden, nur ein Steg bleibt. In der Breite werden die Schwellenpärchen direkt hinter den Kleineisen gekürzt, so dass nur noch 22 mm breit sind.

Nächster Schritt ist der Zuschnitt einer Pflastergleisbettung aus 3 mm MDF mit dem Laserschneider. In die Bettung sind passgenaue U-Sektionen ausgeschnitten, dazu ist unter den Schienen ein Streifen knapp 1mm tief herausgraviert, da der Schienenfuss bei PECO ja bei ca 2.1 mm aufliegt.

In die 3 mm Bettung werden nun die Schwellenpärchen eingelegt, und dann die Schienen eingeschoben. Alles sitzt dann beim 3. Versuch auf den zehntel Millimeter genau ... ich habe mich natürlich ein paarmal verzeichnet und etwas MDF für die Tonne gelasert. Nach dem Einlegen des Gleises werden die Schienen dunkelbraun gestrichen. Bei 3mm verschwinden die wenigen Kleineisen unter den Oberkante. In die Bettungen sind auch Kabelkanäle eingeschnitten.

Das eigentliche Pflaster besteht aus 1 mm MDF, mit dem eingelaserten Backsteinmuster. Die Sandgrube wird mit Sandpapier erstellt, das ebenfalls im Laser geschnitten wird. Da da die Schienenoberkante bei PECO Code 75 bei 4.1 bis 4.2 mm liegt, ragt der Schienenkopf immer noch etwas über das Pflaster, so soll es ja sein. 1mm-Pflaster und Sandpapier werden einfach aufgeklebt.

Nach etwas "try & error" geht die Montage flott vonstatten, es ist eigentlich ein echter Bausatz. Die Maschine (Laser) übernimmt das lästige Zuschneiden. Vor allem begeistert mich, dass das fertige, über 60 cm lange Doppelgleisstück verwindungssteif ist und 100% passgenau ist, und am Ende einfach in den Bahnhof eingeschoben werden kann. Die verwendeten Materialen sind preiswert. Der Gleisbau ist reversibel, zumindest die Gleisprofile kann man wieder herausziehen, wenn man Mist gebaut hat.

Nachfolgend der Bau in mehreren Etappen. Ich vermute, dass sich mit der Methode auch passgenaue Kurvengleise erstellen lassen. Das werde ich natürlich ausprobieren.

Gruss Volkmar
(Zum Baufortschritt am "Terminal" in Kürze mehr)

Bild
Bild
Bild
Bild
Hans
Beiträge: 108
Registriert: So 13. Mär 2016, 11:54
Wohnort: Wegen dem Überblick auf der Alb. 720m ü. NN

Re: Viele Wege führen zum Pflastergleis

Beitrag von Hans »

Hallo Kollegen,

ich habe das zwischen meinen Rillenschienen verlegt und außen am Rand zweireihig.

http://www.juweela.de/de/produkte/masss ... aster.html

Grüße
Hans
Modellbahn: Tillig Elite, Lenz mit Railware.
Thema: Verzweigungsbahnhof mit Übergabefunktion.
Super7 und Porsche fahren
Ralph Roters
Beiträge: 5
Registriert: Sa 23. Jan 2016, 00:22
Kontaktdaten:

Re: Viele Wege führen zum Pflastergleis

Beitrag von Ralph Roters »

Sehr interessant deine Ausführung.

Ich fand die Tage bei SHAPWAYS eine Rolle, du kannst dann die gleise z.b. mit Modellgibs zuspachteln anschließend die Rolle auf die Gleise setzen und damit ein Pflasterdesign in den Gleiszwischenraum "drucken".
..:: roters-web ::.. lifestyle|blog|modellbahn...
billbolton

Re: Viele Wege führen zum Pflastergleis

Beitrag von billbolton »

Oooooooh, looks very interesting Volkmar :D
U23 Gladbeck
Beiträge: 113
Registriert: So 30. Nov 2014, 03:03

Re: Viele Wege führen zum Pflastergleis

Beitrag von U23 Gladbeck »

Ralph Roters hat geschrieben:Sehr interessant deine Ausführung.

Ich fand die Tage bei SHAPWAYS eine Rolle, du kannst dann die gleise z.b. mit Modellgibs zuspachteln anschließend die Rolle auf die Gleise setzen und damit ein Pflasterdesign in den Gleiszwischenraum "drucken".
Wenn wir von der gleichen (niederländischen) Rolle reden, dann gleich die Gegenfrage: Hast Du damit bereits selbst erfolgreich Pflaster produziert?

Nach meiner Erfahrung mit Gips und Moltofill wäre für das Einprägen eines Kopfsteinpflastermusters sehr großes Können notwendig, um genau das richtige Wasser-Feststoff-Mischungsverhältnisse zu treffen, den passenden Abbindezeitpunkt zu erwischen und die Methode herauszufinden für eine vorherige Behandlung der Rolle, damit der Gips / das Moltofill nicht an ihr klebenbleibt. Ich will damit nicht sagen, dass es nicht vielleicht irgendwie tatsächlich geht, nur dass ich es mir schwer vorstelle und alle bisherigen Versuche, die ich selbst gemacht oder bei Anderen beobachtet habe, gescheitert sind. Und nach eingehender Beschäftigung mit der niederländischen Seite habe ich inzwischen auch den Verdacht, dass man leicht einen Übersetzungsfehler macht. Ich denke inzwischen, dass dort von Ton und nicht von Gips die Rede ist. In Ton stelle ich mir dieses Einprägen auch deutlich einfacher vor, habe es aber noch nicht versucht.
lernkern
Beiträge: 200
Registriert: Mo 7. Jan 2013, 23:39
Wohnort: København

Re: Viele Wege führen zum Pflastergleis

Beitrag von lernkern »

Tag.

Von Ton ist dort (bei Rail'n'Scale) die Rede. Genauer von DAS Modelling Clay, das ist lufthärtender Ton. Das sieht man auch im Tutorial auf der Homepage.

Ich habe die Rolle ausprobiert und bin recht zufrieden. Erste Fahrtests verliefen gut. Man schleift halt beim Gleisreinigen gern wieder Farbe ab, daher wäre ein grauer Ton wünschenswert. Ein Nachteil ist, dass man Weichen mit der Rolle nicht bearbeiten kann. Da sind Herzstück und die Führungschienen im Weg.

Meine Erfahrungen damit siehe hier im Forum. Auf der folgenden Seite im Thread ist das vorläufige amtliche Endergebnis zu sehen.

Volkmar, ich finde, dein Rillengleis sieht wunderbar aus und ich bin gespannt, wie das in Bögen und eventuell auch Weichen klappt!

Herzliche Grüße

Jörg
volkmar.m
Beiträge: 37
Registriert: Mo 4. Jan 2010, 22:37
Wohnort: Paris
Kontaktdaten:

Re: Viele Wege führen zum Pflastergleis

Beitrag von volkmar.m »

Hier noch eine Grossansicht, die Steine sind 1.2 mm breit. Ich glaube nicht, dass solch kleine längsverlegte Backsteine mit Ton und einer Konturrolle erstellet werden können.

Bild

Gruss Volkmar
Werner Jurkowski

Re: Viele Wege führen zum Pflastergleis

Beitrag von Werner Jurkowski »

Hallo Volkmar,

ich kann Dir nur zustimmen, es führen eben nicht nur viele Wege nach Rom, sondern auch zum Pflastergleis. Ich habe selbst 4 Varianten, bezogen auf den reinen Gleisbau erprobt und immer zu meiner Zufriedenheit. Meine Pflastermethode hat sich seit der ersten Anwendung in den frühen 1970er Jahren nicht verändert (erste Versuche). Meine Methode mit Moltofill und die Pflastersteine von Hand einzuritzen ist etwas aufwendig, vom Ergebnis her bin ich aber zufrieden.

Ich habe Deine Arbeiten ja schon einige Zeit beobachtet und bin immer wieder von den Lösungen angetan, die Du findest. Ich bin mir sicher, dass du mit den modernen Möglichkeiten auch die Kurven gut hinbekommen wirst.

Besonders markant ist, dass die breiten Amerikaner so dicht nebeneinander stehen. Ich weiß, dass es beim Vorbild und nicht nur in dieser Halle vorbildgerecht ist. Ich habe schon etliche Fotos vom Vorbild gesehen, aber noch keines, das einen kompletten Nachbau im Modell zeigt.

Weiter so und viel Spaß dabei
Werner
Kuppeleisen
Beiträge: 43
Registriert: So 3. Apr 2016, 22:40
Wohnort: Wien

Re: Viele Wege führen zum Pflastergleis

Beitrag von Kuppeleisen »

Hallo Volkmar!

Deine gezeigte Methode ist wohl der beste Weg um eine exakte Gleisoberfläche zu erhalten. Der Zeitaufwand wird gegenüber der herkömmlichen Gipsmethode auch nicht ganz unerheblich sein.

Lg
Rolf Hafke
Beiträge: 229
Registriert: Fr 31. Dez 2004, 23:06
Wohnort: Köln

Re: Viele Wege führen zum Pflastergleis

Beitrag von Rolf Hafke »

Es gibt eine vorbildliche Kleinpflasterung auf geprägtem Karton (A3-Bogen)
bei BeKa in Dresden.

Gruß
R H
Werner Jurkowski

Re: Viele Wege führen zum Pflastergleis

Beitrag von Werner Jurkowski »

Das Problem bei den vorgefertigten Pflasterungen ist, dass sie nicht den Gleisbögen folgen, habe ich jedenfalls noch nicht anders gesehen. Ich vermute, dass es bei der Lasermethode gelingen würde, auch wenn die Radien nicht durchgehend gleich sind. Bei der Nachbildung der Halle ist dieser Punkt wahrscheinlich unerheblich, weil eine parallele Ein- oder Ausfahrt eh nicht funktionieren würde, siehe viewtopic.php?f=8&t=5067 .

Viele Grüße
Werner
Antworten