Vorstellung und ein paar Neulingsfragen

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Slowi
Beiträge: 1
Registriert: Sa 15. Feb 2020, 00:12

Vorstellung und ein paar Neulingsfragen

Beitrag von Slowi »

Hallo zusammen,

ich bin gerade frisch beim Thema Modellstraßenbahn und hier im Forum angekommen.

Nach dem Umzug bietet sich jetzt wieder die Möglichkeit auch das Hobby wieder aktiv zu betreiben. Leider steht dafür aber nicht zu viel Platz zur Verfügung. Deshalb möchte ich mich an das Thema Modellstraßenbahn wagen. Das braucht für eine überzeugende Darstellung weniger Platz als eine normale Moba und das Thema reizt mich schon lange. Um etwas flexibel zu bleiben möchte ich gerne Module bauen als eine wirklich feste Anlage. Vielleicht kann man ja auch an Modultreffen teilnehmen wenn man sich an eine Norm hält.

Mit schwebt so etwas vor: eine mittelgroße Kleinstadt nach Ost- und Norddeutschen Motiven irgendwann in den 70ern oder 80ern, mit leicht morbidem Charme, in H0 oder H0m. Als Besonderheit gibt es auf einem Abschnitt ein paar Industrieanschließer, welche für etwas Güterverkehr sorgen. Wenn ich mich für 1000mm entscheide, dann wird dieser natürlich mit Rollböcken oder Rollwagen durchgeführt.

Ich habe schon ein paar Fragen gesammelt. Vielleicht könnt ihr mir ja helfen diese zu beantworten oder mir ein paar Tipps geben wo ich mich einlesen kann.

Modulnormen:
Gibt es eine verbreitete Modulnorm für Trams in H0 oder H0m?

Mindestradien:
Was für Radien sollte man mindestens einplanen für 4achser (z.B.: T4, K4TD)?

Gleissystem:
Welche Gleissysteme für Rillenschienen eignen sich? Bisher kenn ich nur das LUNA/Tillg System. Taugt das? Die Weichenherzstücken sind wohl nicht polarisierbar, das ist schon schade. Ich schreibe ein bisschen vor dem Weichenselbstbau zurück.

Demnächst scheint ja in Braunschweig eine Ausstellung zu sein. Ich denke da werde ich mal vorbeikommen und einige Anregungen sammeln.
Alsternordbahn
Beiträge: 168
Registriert: So 22. Dez 2019, 17:05

Re: Vorstellung und ein paar Neulingsfragen

Beitrag von Alsternordbahn »

Na herzlich willkommen!

Mit Modellstraßenbahn kann man auch auf kleinem Platz viel machen. Noch mehr geht eigentlich nur mit einer Feldbahn H0f :oops:

Meine persönliche Meinung ist, dass es viel Sinn macht, das Projekt klein anzufangen, aber auf Ausbaumöglichkeiten zu achten. Denn wenn Deine Module in zwei Jahren immer noch ohne viel Fortschritt herumstehen, macht das Frust. Die Zeit, die man zur Verfügung hat, ist heute viel knapper als früher. Gleichzeitig gibt es heute sehr viel Angebot für kleine Details. Du kannst also auch mit einem Modul von nur 70 mal 30 cm schon ein ganzes Jahr beschäftigt sein ohne fertig zu werden. Und außerdem muss das alles ja auch finanziert werden.

Wenn Du diesen Standard in der Ausgestaltung haben willst (s.u.), würde ich eher zu einer Modulgröße von 40 mal 30 cm raten. Details kosten viel Zeit

http://www.bronneim.de/Bahnhof/


Schau mal unter Anlagen-Galerie im Forum. Da sind zwei ganz kleine Anlagen dabei, die aber optisch beide großes Kino sind. Ich finde, die zeigen gut, welche optischen Möglichkeiten kleine Flächen bieten.

http://www.modelltram.de/phpbb3/viewtop ... 7#p7566690

http://www.modelltram.de/phpbb3/viewtop ... 7&start=15

Dir am nächsten käme evtl. die folgende Anlage. Der Erbauer hat dieses Forum über viele Monate an fast jedem Schritt teilhaben lassen. Da kann man viel lernen.

http://www.modelltram.de/phpbb3/viewtop ... 692#p25311

(Es gibt dort auch andere sehenswerte Anlagen.Ich habe nur diese drei rausgegriffen, weil mich Dein Anforderungsprofil etwas daran erinnerte.)


Als Modulnorm würde ich Dir empfehlen, Dich nach den nächstgelegenen Vereinen umzusehen und Dich bei einem davon anzuschließen. Ich finde es bringt wenig, wenn man in München wohnt und nach der Norm der Hamburger baut, die man nur alle paar Jahre mal bei eine großen Ausstellung trifft. Der Reiz eines Moduls ist es doch, das eigene kleine Stück Modellwelt mit der Anlage von anderen zu verbinden und das eigene Modul mal richtig in Betrieb zu sehen. Es motiviert auch mehr, das eigene Modul weiterzubauen, wenn man alle paar Monate im Verein aufkreuzt und sich die anderen auch für Dein Modul und die Fortschritte interessieren.

Ich würde den Gleisplan auch immer so wählen, dass Du auch mit dem Modul allein wenigstens einen minimalen Betrieb machen kannst.

Wenn Du kein großer Freund des Holzbearbeitens bist, kannst Du übrigens mal schauen, ob diese Holz-Teile eine Alternative für Dich sind. Sie sind zwar nicht hundertprozentig exakt gleich verarbeitet, aber man hat damit eine stabile Grundlage mit bis zu 9 cm hohen Modulkästchen.

https://www.boesner.com/malgruende/malg ... ildformate

Mindestradien: Ich würde nicht unter 225mm gehen. Allerdings gilt, dass ein kurzes Kurvenstück (bis zu 40 Grad) auch mal enger sein darf, wenn davor und dahinter die Radien richtig groß sind. Das muss man ausprobieren.

Modellgleise: Hängt auch von der Modulnorm ab. Wenn ein Verein mit einem speziellen Gleissystem baut, solltest Du das übernehmen. Spart einem Kompatiblitätsprobleme.

Ich persönlich konnte mich mit Luna nicht so recht anfreunden. Würde ich heute noch einmal anfangen, würde ich mich wohl für die Tomix-Gleise und Spur N entscheiden. Da kommt man beim Streckenbau schnell voran und für das Depot könnte man dann mit N-tram-Gleisen ins Detail gehen.

http://www.n-tram-shop.de/epages/177795 ... berleitung

Wie auch immer: Viel Spaß dabei!
U23 Gladbeck
Beiträge: 113
Registriert: So 30. Nov 2014, 03:03

Re: Vorstellung und ein paar Neulingsfragen

Beitrag von U23 Gladbeck »

Slowi hat geschrieben: Sa 15. Feb 2020, 17:55 Modulnormen:
Gibt es eine verbreitete Modulnorm für Trams in H0 oder H0m?
Eine gewisse Verbreitung hat die in den 1990er Jahren von Modulbau Nürnberg entwickelte Norm gefunden, die auch noch immer aktualisiert wird, zuletzt 2017:

http://www.modulbau-nuernberg.de/norm/index.html

Mir sind über Modulbau Nürnberg hinaus noch mindestens drei weitere Gruppen in Nürnberg, in München und in NRW sowie mindestens drei weitere Privatleute bekannt, die zumindest im mechanischen Teil (Modulübergang) nach dieser Norm bauen, so dass die Modul grundsätzlich verbindbar sind. Auch aus dem hessischen Raum gab es schon Interessenten an der Norm.

Auch ich selbst baue nach dieser Norm und kann dazu beraten, insbesondere auch zu den mir bekannten Abweichungen von der Norm.

Ansonsten gilt das vom Vorredner gesagte: Im Zweifel eher mal nach einer Norm vor Ort erkundigen. Ist naheliegender.

Meyer hatte mal eine Normen-Übersicht zusammengestellt, die nur noch im Archive.org zu finden ist:

https://web.archive.org/web/20080420090 ... rsicht.htm
Slowi hat geschrieben: Sa 15. Feb 2020, 17:55 Mindestradien:
Was für Radien sollte man mindestens einplanen für 4achser (z.B.: T4, K4TD)?
Ich empfehle hier einheitlich ganz klar 25 cm Mindestradius. Das schließt schon mal den kleinen Luna-Radius (20,4 cm) aus. Wahrscheinlich kommen die von Dir aufgezählten Fahrzeuge auch über 20-cm-Radien oder sogar noch weniger. Du weißt aber nicht, was in Zukunft noch alles auf den Markt kommt und für welche künftigen Fahrzeugmodelle Dein Herz in ein Paar Jahren schlägt. Mit 25 cm bist Du daher viel mehr auf der sicheren Seite, so lange Du nicht große Stadtbahnwagen wie aus Stuttgart einsetzen willst, die tendenziell noch größere Radien benötigen. Natürlich kann man durch Basteln (Wegfräsen) auch viele Fahrzeuge zur Befahrbarkeit kleinerer Radien als von Werks aus vorgesehen bringen. Gehört halt Willen und Können dazu.
Alsternordbahn
Beiträge: 168
Registriert: So 22. Dez 2019, 17:05

Re: Vorstellung und ein paar Neulingsfragen

Beitrag von Alsternordbahn »

Zufallig fiel mir eben die Quelle wieder in die Hand:

Der Roco-Report hatte in der Ausgabe 3/2002 ausführlich erklärt, warum Radius nicht gleich Radius ist. Wenn man einen 90-Grad Bogen baut, ist die Sache klar. Aber wenn man nur eine Kurve von 45 Grad bauen will, dann darf der Radius auch mal enger sein, weil sich dann meist nur ein Drehgestell ganz in dem Kurvenbereich befindet. Darum kann man im Depot-Bereich auch Weichen mit dem kleinen Radius von Luna verbauen, ohne dass man Entgleisungen befürchten muss. Eine Testfahrt empfiehlt sich aber trotzdem immer, denn manchmal sind es auch andere Komponenten es Modells, die eine scharfe Kurve übel nehmen (Erfahrung mit den Faltenbälgen des Adtranz-Modells)


Leider haben die Hersteller sich nie auf eine Normung verständigt. Dabei braucht eigentlich jeder Hersteller jeden Kunden. Aber so werden manche Modelle durch zu enge Radien ausgeschlossen werden oder manche Gleise durch nicht kurvengängige Modelle.

Das Problem ist zwar nachvollziehbar, denn im Modell sind die Räder und Fahrzeugseiten nun einmal breiter als beim Vorbild und schon passt ein im Vorbild schmales Fahrzeug nicht mehr um die Kurven. (Ich meine, das war auch der Grund, warum dem Halling-Modell vom Düwag die 2,35 m breite Variate zugrunde liegt und nicht die 2,20 m breite. Oder hab ich das falsch in Erinnerung?) Inzwischen sind die Modellstraßenbahner da allerdings auch recht kritisch und wollen vorbildgetreue Modelle.

Das 1958 erschienene Hamo-Modell eines Großraumwagens war zwar viel zu breit, aber es bewältigte dadurch sogar 10-cm-Radien... Und wenn man bedenkt, dass die Adtranz-Niederflurwagen in München Kurven mit 14,5 Meter Radien schaffen (H0= 17 cm), dann sieht man, wie groß der Kompromiss an der Stelle ist. Aber ein funktionierendes Modell ist immer noch besser, als gar keins!


Im Modell ist ein Mindestradius von 250 mm aus zwei Gründen halt "blöd".

1) Wer ein Oval aufbauen will, kommt bei einer zweigleisigen Strecke bei der Anlagentiefe dann nicht mehr unter 70 cm, denn man muss ja auch noch Fahrbahn und Gehsteig mitrechnen und irgendwo müssen an der Anlagenvorderkante auch noch die Abspannmasten der Fahrleitung stehen. Bei einem Außenradius von 228mm (Hamo, Hartel) konnte man die Grundplatte noch fast auf das oft schon kritische Maß von 50 cm Tiefe begrenzen.

2) Noch immer nehmen wir Größenverhältnisse im Modell anders wahr als im Original. Sieht man mal von MKB-Modelle und einigen Kleinsereinherstellern ab, sind alle Großstadthäuser auch heute noch in ihren Maßen "verniedlicht". Im Modellzubehör werden Straßenecken am Gehsteig auch meist ohne große Rundung angeboten (s. Auhagen-Neuheit). Da wirkt der 250mm-Bogen mit umgerechnet knapp 22 Metern plötzlich ganz fehl am Platz. Denn dafür muss man die Ecke stark ausrunden und dann passen wiederum die Modellhäuser nicht mehr, die alle einen 90-Grad-Winkel haben. Wirklich maßstäbliche Großstadtkreuzungen mit Straßenbahnabzweigen baut man im Modell auch nur auf der Vereinsanlage, weil so eine Kreuzung sehr viel Platz braucht. Auf Privatanlagen sieht man doch eher Kleinstadt- oder Altstadt-Motive und da wirkt der 250mm-Bogen aus meiner Sicht halt nicht so passend.
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