Neuling stellt sich vor..

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Atlanta
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Neuling stellt sich vor..

Beitrag von Atlanta »

Moin Kollegen und Trambahner,

seit meinem Umzug nach Lübeck, das ist nun auch schon ein paar Jahre her, interessiere ich mich natürlich auch für den lokalen Eisenbahnverkehr und bin dabei zwangsläufig auch auf die Lübecker Trambahn gestoßen, zu der es unter anderem auch ein paar Besonderheiten gibt, die sich einem nicht sofort erschließen.

Mit meiner Recherche zum innerstädtischen alten Bahnhof, welcher bis Ende April 1908 noch in Betrieb war, stieß ich auf etliche Bilder mit Straßenbahnen, in diversen städtischen Archiven.

Lübeck war bis zum Jahr 1936 ein eigenständiger Staat, der nicht zum Deutschen Reich gehörte und eigenständig war. Erst 1936 wurde das Lübecker Staatsgebiet vom Deutschen Reich vereinnahmt und der Provinz Schleswig-Holstein einverlaibt, behielt aber seine Eigenständigkeit, beschränkt auf das Stadtgebiet als Freie- und Hansestadt weiterhin.

Man baute schon recht frühzeitig mehrere Pferdeeisenbahnen, wie man die Trambahnen damals nannte.
Sie waren überwiegend eingleisig verlegt und boten in Regelmäßigen Abständen auch zweigleisige Ausweichstellen. Die teilweise Elektrifizierung erfolgte ab Mitte der 1880er Jahre.
Man entschied sich für die Spurweite von 1100 mm, bedingt durch die schmalen Straßen der Altstadt.

Bild
Gemeinfreies Bild der Lübecker Trambahn Linie 7

Zu den Besonderheiten zählt die Tatsache, daß das Gleis der Trambahn am alten Bahnhof am Holsten(tor)platz auf dem Bahnübergang die Gleise der LBE = Lübeck Büchener Eisenbahn im 90° Winkel an zwei verschiedenen Stellen durchkreuzt.
Einmal direkt am Bahnhof kurz vor der Puppenbrücke und einmal etwas dichter zum mittleren Holstentor hin, am Zollschuppen der Eisenbahn.
Die Gleislage der auf dem Bahnübergang verlegte, eingleisige Trambahn durchkreuzt 3 Gleise der LBE im 90° Winkel. Nach der Elektrifizierung lagen die Gleise dichter an der eingleisigen Bahnhofshalle der LBE.
Beim Zollschuppen gab es zwei Gleise der LBE welche zur anderen Seite des Holstenplatzes führten und wo sogar eine Ausweichstelle der Tram die zwei Eisenbahngleise ebenfalls im 90° Winkel durchkreuzt.
Auch dabei handelt es sich um eine nachträgliche Änderung, denn zuvor durchkreuzte nur die elektriache Tram eingleisig die beiden Gleise der Güterbahn zum Zollscjuppen auf der anderen Seite des Holstenplatzes und die Pferde Eisenbahn hingegen hatte noch ihr eigenes Gleis auf der anderen Straßenseite des Holstenplatzes.

Nach der Gleisverschwenkung des Trambahngleises am Bahnhof hatte eine der 90° Kreuzungen eine weitere Besonderheit, weil sich in mitten der Kreuzung das Herzstück einer Weiche der LBE befan von dem vor dem Bahnübergang von Gleis 3 nach Gleis 4 abzweigenden Eisenbahngleises.

Vermutlich wegen dieser Besonderheiten im Innenstadtbereich, wagen sich da fast keine Modellbahner an dieses Thema heran, weil man dann viel Selbstbauten von Gleisen und ins Besondere an Kreuzungen in Angriff nehmen muß.

Im Jahr 1902 eröffnete die LBE eine Bahnstrecke in den Stadteil Schlutup, stellte aber den Personenverkehr bereits 1906 wieder ein, weil nicht genug Fahrgäste die wesentlich teurere Eisenbahn nutzten, welche täglich nur 4 bis 6 mal fuhr. Der Transportpreis in der 3. Klasse war mit etwa 35 Pfennig auch nicht gerade als billig zu bezeichnen.

Die Einwohner des Stadteil Schlutups nutzten lieber die langsamere, elektrische Tram, die aber wiederum im 20 Minutentakt an 16 Stunden am Tag fuhr, an den Wochenenden etwas ausgedünnter im Fahrplan, zu dem kostete eine Trambahnkarte nur 5 Lübbsche Pfennige.


1959 fuhr die letzte Tram durch Lübeck und der Trambetrieb wurde eingestellt.

Mein Plan ist es, auf einem Modul den Bahnübergang am alten Bahnhof nachzubauen also auch mit funktionsfähiger Gleiskreuzung im 90° Winkel, was natürlich Gleisselbstbau in der Baugröße H0 und H0m für die elektrische Tram bedeutet.

Noch befinde ich mich bei der Materialbeschaffung und habe die Planungsphase noch nicht abgeschlossen.
Traumhaft wäre es mir auch ein paar Lübecker Trambahnwagen bauen zu können.

Schönen Gruß,

Ingo
Matthias.Vollstedt
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Lübecker Straßenbahn im Modell

Beitrag von Matthias.Vollstedt »

Hallo Ingo,

mindestens zwei Fahrzeuge der Lübecker Straßenbahn hat es als H0m-Modelle gegeben.
Herrmann und Partner hat vor einigen Jahren recht gut gelungene Modelle der modernsten (Verbands-)triebwagentype mit Düwag-Türen angeboten, deren Vorbilder nach der Stilllegung der Lübecker Bahn noch dem Kieler Betrieb mit gleicher Spurweite verkauft werden konnten (wo sie wohl als Asmus-Bremer-Umschlag-Bahn noch fast bis zur dortigen Betriebseinstellung 1985 eingesetzt worden sind).
Auf Deinem Foto sieht man Teile der Front eines solchen als Linie 7 beschilderten Wagens.
Außerdem gab es Kriegsstraßenbahn- (KS-) beiwagen, deren Vorbilder beim einzigen heute noch existierenden Betrieb mit 1100mm Spurweite in Braunschweig gelandet sind, dort aber nicht überlebt haben.
Beide Modelle ergeben eine sehr schöne vorbildgetreue Garnitur, sind aber auf dem Gebrauchtmarkt ungeheuer schwierig aufzutreiben.

Dennoch: Viel Erfolg wünscht Dir mit
vielen Grüßen
Matthias
Die Straßenbahn kommt in die Essener City zurück: https://www.drehscheibe-online.de/foren ... 5,10623958
VolkerMZ
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Re: Neuling stellt sich vor..

Beitrag von VolkerMZ »

Ein ex-Lübecker Verbandsbeiwagen ließe sich aus einem Hamann-Aufbauwagen und einem Hallig-KSW-Fahrgestell bauen. Je nach Grad der gewünschten Vorbildtreue könnte der Umbau allerings recht umfangreich werden. Im Unterforum „Fahrzeug-Galerie“ wurde vor einiger Zeit ein Triebwagen nach Lübecker Vorbild vorgestellt, der aus Teilen des Halling-Oldtimer-Baukastens entstanden ist. Für die meisten Fahrzeuge der Lübecker Straßenbahn wird es aber auf mehr oder weniger kompletten Selbstbau hinauslaufen.

Volker

P.S. Lübeck gehörte 1871 als Gründungsstaat mit zum Deutschen Reich, blieb aber, wie z.B. auch Hamburg, freie Reichsstadt.
stadtbahnzug
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Re: Neuling stellt sich vor..

Beitrag von stadtbahnzug »

Moin Mitreisende,

und einen herzlichen Gruß in die Nachbarschaft. Ein aus hiesiger Sicht reizvolles Thema hast Du Dir da ausgesucht :D
Für die meisten Fahrzeuge der Lübecker Straßenbahn wird es aber auf mehr oder weniger kompletten Selbstbau hinauslaufen.
Die größte Schwierigkeit dürfte darin liegen, an brauchbare Zeichnungen der Fahrzeuge heran zu kommen. Mir ist es bisher jedenfalls noch nicht gelungen.

LG Oliver
Viele Grüsse von der Ostsee
Berlin in Maßstab 1:87
Rocrail, OpenDCC Z1, GBMBoost mit GBM16T, Light Controll, OpenCar-System
http://www.berlin1zu87.de
Matthias.Vollstedt
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Lübecker Triebwagenmodelle

Beitrag von Matthias.Vollstedt »

Hallo Ingo,

die von Dir in Deinem anderen Thread in der Bildergalerie abgebildeten Triebwagen 50, 207 und 250 bis 252 waren sog. Aufbauwagen.
Du kannst Modelle dieser Wagen mit verhältnismäßig wenig Bastelaufwand aus Hamann-Modellen herstellen, die es recht häufig bei ebay und als Kölner Restbestände noch bei Hamann selbst gibt https://www.hamann-modellartikel.eu/. Beiwagen kannst Du aus Weißmodellen des KS von Halling.at machen https://shop.ferro-train.com/hallingSho ... KSW-NBW-BS , wegen der ortstypischen Reklame und Beschriftung solltest Du Dich an Ralf Gondorf https://www.rgmodellbau.de/ wenden.

Vielleicht solltest Du die Threads mit Lübeck-Bezug zusammenführen, damit man den jeweils anderen Faden nicht nur durch Zufall findet... :wink:.

Viele Grüße
Matthias
Die Straßenbahn kommt in die Essener City zurück: https://www.drehscheibe-online.de/foren ... 5,10623958
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