Gipsen - wie wirds gemacht?

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toofii
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Gipsen - wie wirds gemacht?

Beitrag von toofii »

Hallo,

es geht sicher nicht nur mir so .
Man will eine Straße bauen und Gleise eingipsen und man weis garnicht wie man anfangen soll.

Könnt ihr mal evtl eure Verfahrensweisen erklären?


Grüße
Jan
Vincent
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Beitrag von Vincent »

Werner Jurkowski

Beitrag von Werner Jurkowski »

Hallo Jan,

zuerst einmal, ich würde kein Gips nehmen, Moltofill hat sich für den Zweck bestens bewährt (das ganz normale Moltofill für "innen" und ohne Faserzusätze). Dann schau mal nach unter Tipps & Tricks, dort habe ich zum Thema "Strassenbahngleise selber bauen" auch was zum Einbetten geschrieben (ganz am Ende).

Wichtig ist, daß Du beim Anrühren des Moltofills wirklich alle Klümpchen auflöst, sonst hast Du hinterher viel Nacharbeit. Mach das Ganze nicht zu dünn, sondern mehr in Richtung teigig.

Moltofill haftet ausgezeichnet auf Holzoberflächen, egal, ob in 1mm Dicke oder 3mm. Bei großen glatten Oberflächen (Metall oder Leiterplattenmaterial) bohre viele Löcher rein oder klebe Gaze drauf (Methode Alexander Dathe).

Trage so viel Masse auf, bis die Gleise darunter total verschwinden und auch alle "Täler" oberhalb der Gleiskopfebene liegen. Wenn nach etwa einer halben Stunde bis Stunde das Moltofill nicht mehr am Spachtel kleben bleibt, schabe das überflüssige Material ab. Dabei glättest Du auch die Oberfläche. Sollten sich Blasen öffnen, kannst Du sie mit dem abgeschabten Material ausfüllen.

Kratze die Rillen an den Schienen möglichst bei noch feuchtem Moltofill frei. Wenn Du keine Rillenprofile verwendest und die Rille nur durch die Spachtelmasse geformt wird, denke daran, daß die Rille breiter als bei Rillenprofilen sein muß. Die Räder dürfen nicht am Moltofill schaben.

Bei Weichen denke daran, daß die Stellschwelle abgedeckt werden muß und daß von unten kein Moltofill in die Zungenvorrichtung eingedrückt werden kann. Bei meinen Rillenschienen habe ich die Rillen an den Weichen offen gelassen und Moltofill vorsichtig aufgetragen. Man kann aber auch einen Wollfaden o.ä. einlegen.

Feinarbeiten, wie Gravuren von Pflastersteinen oder die endgültige Gestaltung von Rillen erfolgt im trockenen Zustand. Zum Ausschaben der Rillen kannst Du ein Stück Rechteckprofil in der entsprechenden Breite verwenden.

Im letzten Bild in meinem Aufsatz ist die Anrührschale zu sehen, die ich verwende. Diese fülle ich zu etwa dreiviertel mit Moltofill, das ergibt schon eine Fläche, mit der man sich eine Weile beschäftigen kann. Mehr als drei solcher Schalen voll sind hintereinander kaum zu verarbeiten.

Ein Vorteil des noch feuchten Moltofills ist, daß es nicht staubt. Bei den Feinarbeiten im trockenen Zustand sollte man einen Staubsauger parat haben.

Dann mal los und viel Erfolg
Werner
toofii
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Beitrag von toofii »

Hallo,

danke für deine Erläuterung .

Wo gibts denn dieses Moltofill?
Baumarkt oder eher Modellbahngeschäft?

Ich verwende Tillig / Roco gleise , also kein Rillengleis.

Gruß und Danke
Jan
Werner Jurkowski

Beitrag von Werner Jurkowski »

Moltofill gibt's in Baumärkten, Tapetenhandel etc.

Gruß
Werner
toofii
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Beitrag von toofii »

Und wie bekomme ich speziell die Gleisrillen wieder für die Räder frei?
Thomas
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Beitrag von Thomas »

Hallo,
ich hab das so gemacht:
So viel mitteldicken Gips anrühren, wie man auf einmal verabeiten kann, also lieber weniger als mehr, dann verteilen und mit dem gut angefeuchteten Spachtel glatt ziehen. Dieser Vorgang wird wiederholt bis über all Gips ist, wo welcher hin soll. (Auch da, wo keiner hin soll wird sich welcher befinden :wink: .)
Wenn dann alles fertig begipst ist, alles noch einmal Glattschleifen und mit einem Schreubendreher passender Breite, für H0m glaube ich 1,2mm, die Rillen ritzen. Auch auf der Außensseite des Schienenkopfes sollte die Straßenfläche etwas angeritzt werden um ein Auflaufen des Rades auf der Straße zu verhindern. Diese Arbeiten sind so lange zu verfolgen, bis das Gleis wieder befahrbar ist. Herumfliegender Gipsstaub erweißt sich dabei als sehr guter Isolator. Die Straßenoberfläche kann nun noch unter einsatz von etwas Zeit (beim einzeln Ritzen jedes Steines 10cm/h) nach Herzens Lust unter anderem mit Plastersteinen verziert werden. Hilfreich ist es dabei, die Oberfläche etwas anzufeuchten. Zu eckige Pflastersteine können mit einer Zahnbürste und etwas Wasser abgerundet werden. Staub entsteht aber trotzdem auch hier eine Menge. Das Staubproblem ist erst nach dem Lackieren der Straßenoberfläche erledigt.
Als allerletztes sollte man einen Eimer mit Wasser füllen, damit einen Wischlappen befeuchten und dem im weiten Umfeld verteilten Gipsstaub hinterherjagen. Wie im Umfeld befindlicher Teppich reagiert habe ich aber noch nicht ausprobiert.
Zu beachten wäre noch: ich habe (aus Unwissenheit) sehr vorbildgerecht gearbeitet, was bedeutet, das der Schienenkop teilweise unter der Straßenoberfläche liegt. Zum Reinigen der Gleise ist das eber äußerst ungünstig, sodass die Schienenköpe etwas aus der Straße herausragen sollten. Dazu könnte man eventuell einen Spachtel mit 2 Kerben versehen, mit denen dieser auf den Schienenköpfe geführt wird und somit auch für die richtige Höhe der Straßenfläche unter SO sorgen.

Viele Grüße
Thomas

EDIT: @ Werner: Da war ich wohl mit tippen etwas langsam :wink: .
Werner Jurkowski

Beitrag von Werner Jurkowski »

Hallo Jan,

wie oben schon geschrieben, kannst Du dafür ein Stück Rechteckprofil verwenden, das muß an der Schabekane einfach nur glatt abgeschnitten sein (nicht zugespitzt). Du kannst direkt an der Rille erst einmal eine schmale Rille einkratzen, damit Du am Schienenkopf Halt findest und nicht mit dem "dicken" Profil abrutschst (die vorgekratzte dünne Rille muß ja nicht so genau sein.

Das mit dem Rechteckprofil ist eine simple Methode. Du kannst Dir aber auch einen Schaber basteln mit beiden Rillen im richtigen Abstand und den Schabnasen entsprechend der gewünschten Rillentiefe. Wenn der Schaber dann die Schienenköpfe erreicht hat, hast Du die richtigen Rillen. Bevor Du so etwas bastelst, probiere erst einmal aus, wie breit die Rille sein muß. Ich denke mal, bei Dir sind es in den Kurven mindestens 1,5mm.

Fang einfach an, für die Feinarbeiten bist Du nicht unter Zeitdruck. Möglicherweise kommst Du dabei auch noch auf bessere Ideen. Die oft genannte Methode, die Rillen einfach mit Radsätzen freizufahren, möchte ich nicht empfehlen.

Viel Spaß
Werner
Matthias Wünsche
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Beitrag von Matthias Wünsche »

Hi Jan,
Geduld, Geduld, Moltofil braucht seine Trockenzeit, je nach Stärke der Schicht, Umgebungstemperatur, Raumfeuchtigkeit und -lüftung auch mal 24 Stunden und mehr.
Kleiner Tipp noch: Moltofil kann auch mit üblichen Abtönfarben eingefärbt werden. Auch wenn die Oberfläche später nachbehandelt wird - ich streiche meine Straßenflächen immer mit einem Leim-Wasser-Farbgemisch - scheint nichts durch, insbesondere nicht, wenn es mal einen Kratzer gibt.
Zum Schluß kann ich den Uralt-Kalauer nicht bei mir behalten:
"sag mal ´n Satz mit Gips --- gipse ein´aus?"
In diesem Sinne, viel Freude weiterhin beim Expeimentieren!
Matthias
toofii
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Beitrag von toofii »

Danke für die schnellen Reaktionen , werde wenn ich nachher wieder daheim bin mal sehen ob es nun trocken ist , hab es erstmal nur auf ein Testgleis gemacht um zu sehen wie es fest wird.

Wisst ihr in etwa was diese Revell Farbe kostet für den anstrich?

Grüße
Jan
Alexander Dathe
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Beitrag von Alexander Dathe »

Faller-Straßenfarbe kostet 5-7 Euro. Ist teurer als Plakatfarbe, aber bei Ausbesserungen braucht man nie mischen sondern hat stets denselben Farbton parat. Der Farbanstrich ist sehr robust.

Zu Matthias´ Hinweis mit der Abtönfärberei des Moltofills hätt´ ich noch was zu sagen:
Ich wollte es ja genauso machen bei mir und die Spachtelmasse durchfärben. Doch beim Trocknen hellt der angemischte Farbton extrem auf und das sah dann eher nach Beton als wie nach Asphalt aus. Bei zu viel Abtönfarbe (aus´m Baumarkt) vermutete ich, geht die Bindekraft des Moltofills verloren. Es war dann porös und mehlig eingetrocknet. Ich weiß aber nicht, ob es nun tatsächlich an der Abtönfarbe lag.

Alexander
Werner Jurkowski

Beitrag von Werner Jurkowski »

Hallo Jan,

zum Glätten der Oberfläche ist es nicht ratsam zu warten, bis das Moltofill trocken ist. Wie schon mal geschrieben, fange damit an, wenn die Spachtelmasse nicht mehr am Spachtel kleben bleibt. Bei mir ist das nach spätestens einer Stunde der Fall. Allerdings sind meine Schichten selten über 2mm dick, weil ich die Strassen- und Gehwegbereiche vorher mit Balsabrettchen beklebe. Ich hatte aber auch schon Trocknungsprobleme, da war das Zeug offensichtlich schon zu alt und hat nicht mehr richtig abgebunden. Das habe ich dann abgekratzt und aus einer frischen Packung neu angerührt, dann ging's.

Als Farben verwende ich "Pelikan PLAKA" und "LUKAS ACRYL PAINT", beide mit gutem Erfolg. Unterschiedliche Farbtöne beim Asphalt sind eigentlich durchaus vorbildgerecht. Meine Strassen sind recht gleichmäßig geworden. Sollte ich aber mal die Zeit finden, mich um die Details auf meiner Anlage zu kümmern, dann wird da noch nachgebessert (in Richtung ausgebesserte Strassenoberflächen).

Viele Grüße
Werner
HaraldJ
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Beitrag von HaraldJ »

Hallo,

ich bin auch grad am gipsen, was nicht grad meine Stärke ist :-( Entweder ist das Zeug zu dünn, dann sinkt's ein, oder zu dick, dann bröselt's beim abziehen.

Wie bessert ihr denn kleine Löcher aus - wieder mit Moltofill, oder mit einer anderen Spachtelmasse? Und bei einer Ausbesserungsschicht - den Untergrund erst anfeuchten, oder trocken arbeiten?
Alexander Dathe
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Beitrag von Alexander Dathe »

Hallo Harald,

das Gipsen machte mir auch keinen Spaß. Es ist sehr schmutzig und hängt wohl von vielen Zufällen ab.

Ausgebessert habe ich ebenfalls mit Moltofill - dann ganz dosiert auf die (Japan-)Spachtel aufgetragen und über die Löcher gezogen. Es kann aber sein, dass zu kleine Mengen nicht mehr fest abbinden. Deswegen habe ich die ausgebesserten Stellen behutsam nachher glattgeschliffen und abgesaugt und möglichst sofort mit der Straßenfarbe versiegelt. Die auszubessernden Stellen habe ich nicht vorher nass gemacht.
Pflastersteine einkratzen ist nach Ausbesserungen schwieriger möglich, damit hat aber Werner bestimmt die nötige Erfahrung.
Werner Jurkowski

Beitrag von Werner Jurkowski »

Hallo Harald,

zu trocken darf das angerührte Moltofill natürlich auch nicht sein. Es ist sehr wichtig, daß alle Partikel des Pulvers gut durchfeuchtet sind, sonst kann der Abbindeprozeß ja nicht ordentlich erfolgen - dann krümelt's. Also nicht zu dünnflüssig, aber auch nicht fast trocken, probier's mal mit dem Mittelweg. Wenn Moltofill nicht gut genug angerührt wird, kapseln sich Pulverkügelchen ein, die innen trocken bleiben.

Beim Anrühren muß eine homogene Masse entstehen, die weder Klümpchen noch Luftblasen enthält. Daß sie beim Trocknen etwas einfällt, ist unvermeidlich, deshalb entsprechend mehr auftragen. Beim Glätten (Abschaben mit einem Spachtel im noch feuchten Zustand) kommen dann trotzdem noch einige Luftblasen zum Vorschein. Da das soeben abgeschabte Moltofill ja noch nicht abgebunden ist, verfülle ich damit die kleinen Löcher. Das geht, solange es noch feucht genug ist.

Wenn bei den Gravuren Luftblasen aufbrechen, kann man die natürlich nur mit frischer Masse auffüllen (vorher den Staub absaugen). Die auszubessernden Stellen kann man vornässen, ich rühre stattdessen die Masse etwas dünner an. Das bereits trockene Moltofill entzieht nämlich dem frischen Moltofill sehr schnell die Feuchtigkeit, die dann zum Abbinden fehlt. Dann wird's bröselig, was die Nachgravur in der Tat erschwert. Bei großflächigen Ausbesserungen ist genügend Feuchtigkeit vorhanden. Bei nachträglichem Auftrag auf geglätteten Moltofilloberflächen sollte man vorher einige Rillen mit der Reißnadel einritzen.

Viele Grüße
Werner
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