Detailfrage zum Messingbau

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Ingbert
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Detailfrage zum Messingbau

Beitrag von Ingbert »

Ein Hallo an die Runde,

heute habe ich eine ganz spezielle Frage für die Messing-Bauer unter uns:

Ich habe mich vor die Aufgabe gestellt, für (neue) Messingmodelle entsprechende Tonnendächer ebenfalls aus diesem Material zu gestalten. Das ist zumindest für mich noch Neuland. Gerade für Gelenkwagen scheidet mechanisch die massive Kunststoffbauweise als gefeilter Klotz weitgehend aus.

Gibt es dafür bei anderen Hobbykollegen Praxiserfahrungen oder entsprechende Tipps?

Andere Grundideen für die Herstellung von "hohlen" Tonnendächern sind mir aber auch sehr willkommen :-))

MfG,
Ingbert Neumeister
M.V. Wesstein
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Registriert: Sa 1. Jan 2005, 15:10

Beitrag von M.V. Wesstein »

Einer Bekannte von mich (Werner, Du kennst ihm auch: Cees ;)) hat mir damals einen schönen Trick gelernt: Bau'mal aus Holz (z.B. MDF) ein richtiges Schablon (Template in Neu-Deutsch ;-)). Wir gehen dan davon aus dass man das Messing fürs Dach bereits in die richtige Abmessungen geschnitten hat und mindestens 2 Zentrierhöhle hat. Heiz'mal das Messing auf, bis es Kirschen-rot ist. Dann schnell kühlen im kaltes wasser. Messing (es darf noch Handwärm sein) jetzt auf das Schablon zentrieren und mit Holzhammer die richtige Form einklöpfen :) Viel Erfolg!
Werner Jurkowski

Beitrag von Werner Jurkowski »

Hallo Ingbert und Vincent,

ich habe da meine eigene Methode, die ich in einigen Stunden beschreiben werde (mit Beispielfotos).

Ich rate dringend vom Abschrecken ab, denn in dem Augenblick, wo man die Teile auch nur etwas schräg in's Wasser eintaucht, verziehen sie sich. Exakt zugeschnittene Teile sind dann unbrauchbar.

Es ist richtig, daß man die Teile vor dem Biegen rotwarm glüht (es darf auch etwas mehr sein). Messing wird auch ohne abzuschrecken weicher. Wenn man über der Gasflamme erhitzt, dann verbiegen sich die Teile etwas (werden wellig), was sich aber leicht mit den Fingern richten läßt.

Was ich mit "verziehen" meine, ist, daß sich die Teile über die Breite verformen, sich also die Kantenlängen verändern.

Viele Grüße
Werner
Werner Jurkowski

Beitrag von Werner Jurkowski »

Hallo Ingbert,

Meine Dächer sind bei Eigenkonstruktionen Bestandteil der Ätzplatinen, d.h. sie sind aus Ms halbhart, 0,4mm dick. Bei Bausätzen, bei denen ich nicht die Kunststoff- oder Weißmetalldächer verwende, nehme ich MS weich, 0,5mm dick. In beiden Fällen wird die Ausgangsplatte weich geglüht.

Zuerst wird die Dachwölbung entlang der Längsachse gebogen. Dazu spanne ich das Teil dicht an der Kante in den Schr Querdrahtbefestigung, die aus verdrillter Kupferlitze besteht. Daran löte ich dann die Querträger der Fahrleitung fest.

Viele Grüße aus Bembeltown
Alex d375d0d649ecf7ee39b5090f80723897gA==23d3dutv鐠
Ingbert
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Beitrag von Ingbert »

Hallo Werner und Vincent,

vielen Dank für die umfangreichen Infos. Dann werde ich mich mal an dem Thema Dach verkünsteln. Ergebnisse - hoffentlich nur gute - kommen dann etwas später.

MfG,
Ingbert Neumeister
Gottfried

Beitrag von Gottfried »

Hallo Ingbert,

für den der wenig Zeit aber einiges Geschick hat gibt es auch die brutale Methode:

Man schneidet das Blech zu (oder hat bereitz den Ätzteil), legt es auf eine Holzunterlage und treibt mit gleichmäßigen Hammerschlägen


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das Blech von innen aus und es wölbt sich, dann kann man die Dachenden durch weitere geziehlte Hammerschläge abrunden


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wodurch eine sphärische Form entsteht. Vielleicht hast du schon einmal im Urlaub in einem südlichen Land einem Kunstspengler zugesehen...

Die Außenfläche sieht dann etwas verschlagen aus, aber mit einem - ich glaube 80er - Schmiergelpapier und dann schrittweise immer feiner läßt sich das sehr einfach glätten. Zum Schluss wird die Unterkante gerade geschliffen.

Ich habe bisher 2 Dächer im Maßstab H0 und 0 für die erste Siemens-Straßenbahn auf diese Art angefertigt, in einer halben Stunde war ein Dach fertig, habe anfangs nicht geglaubt das das so einfach und schnell geht...

Mit besten Grüßen
Gottfried
Ingbert
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Beitrag von Ingbert »

Hallo Gottfried,

die "brutale Methode" des Blechtreibens hatte ich bereits zu Zeiten eines Fachwerkstattpraktikums in den 1980er Jahren kennengelernt. Damals galt es in eigener Arbeit eine möglichst symmetrische Schale zu formen, was sogar gelang (die gibt es noch heute).

Für die feinen Modellbauzwecke speziell mit relativ langen geraden gleichmäßig gekrümmten Formen und dem sehr genauen Betrachten hinterher erscheint mir diese grobe Methode noch immer als eher unpraktisch, lasse mich dennoch gerne vom Gegenteil überzeugen.

Ich merke schon, da steht noch einiges an Arbeit an, bevor ich die zumindest für mich praktische Methode herausfinde.

MfG,
Ingbert Neumeister
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