Im Beitrag viewtopic.php?f=8&t=5259#p7566242von Dante Schuggi ist der Prototyp eines Mitteleinstiegs-Motorwagen im Stand und auch fahrend zu sehen.
Der 1914 für Basel gebaute Zug aus Triebwagen Be 4/4 Nr. 401 und Anhängewagen B 4 Nr. 451 hatte Drehgestelle mit einem Achsstand von nur 1400 mm.
Für die Modelle im Maßstab 1:87 [H0m] bedeutet dies, dass handelsübliche Drehgestelle nicht verwendbar sind. Diese Drehgestelle für Straßenbahnmodelle orientieren sich beim Achsstand und bei den Raddurchmessern an den weitverbreiteten Vorbildern vierachsiger Fahrzeuge wie z.B. von Duewag, Tatra, u.ä., d.h. der Achsabstand ist wesentlich größer als der für die Basler Modelle erforderlichen 16 mm.
Es kommen also nur Eigen- oder Umbauten infrage. Alle Rahmenteile werden 3D-gedruckt, wobei Lasersintermaterial z.B. von MeltWerk völlig ausreichend ist, wenn die Wellen unter Toleranz (z.B. 1.4 … 1,45 mm) und die Bohrungen größer (z.B. 1,55 mm) vorgesehen werden. Kritisch sind aber eigentlich nur die Wellen. Deswegen komme ich später noch einmal darauf zurück. Die Bohrungen können jederzeit passend aufgebohrt oder aufgerieben werden.
Wegen der (noch) gegebenen Verfügbarkeit wird vorzugsweise auf Bauteile zurückgegriffen, die bei Halling / Ferro-Train in Wien für ihre Antriebe und Drehgestelle verwendet werden. Damit steht auch schon fest, dass alle Zahnräder den Modul 0,3 und eine Schrägverzahnung von 4° haben müssen. In Versuchen gelang es auch mit geradverzahnten Zahnrädern, was aber nicht von Dauer sein dürfte.
Auf den Triebachsen befinden sich Zahnräder mit 22 Zähnen. Kleinste Größe bei Halling sind 13 Zähne. Diese Größe ist aber für die Triebachsen ungeeignet, da damit die Schneckenwelle zu niedrig käme und den Raum für ein Getriebe zwischen den beiden Antriebswellen noch weiter verkleinern würde.
Als einzig machbare Lösung mit Originalzahnrädern von Halling bietet sich unter Beachtung links- und rechtsverzahnt an: 22-16-13-16-22. Die Achsen der 3 verbindenden Zahnräder müssen dabei so versetzt werde, dass das untere Zahnrad auf gleichem Niveau abschließt wie die Zahnräder auf den Antriebsachsen.
Da der Achsabstand durch Zähnezahl und Modul bestimmt ist, ergibt sich oben eine dichte Annäherung an die Kardanschale und Kardanwelle. Dies kann ggf. durch Verwendung eines Silikonschlauches an Stelle der Kardanwelle entschärft werden. Der Zusammenbau erfolgt wie von den LH-Drehgestellen bekannt.
Diese Lösung ist mit Abstrichen machbar, aber nicht das Optimum.
Es mussten kleinere Zahnräder her, die aber auch 4° rechts- bzw. linksverzahnt sein müssen. Nach ersten Versuchen mit 10er geradverzahnten Zahnrädern von Mikroantriebe by KK Produkcja hat sich Herr Oliver Kessler bereit erklärt, diese auch schrägverzahnt anzufertigen und zu liefern.
Damit ließ sich diese Getriebelösung realisieren.
Aus den schon o.g. Gründen wurden die 3 Achsen und 2 Verbindungsstifte aber nicht mitgedruckt, sondern durch Zylinderstifte DIN 7 / ISO 2338 A1 Edelstahl 1.4305 Ø 1,5mm 6 mm lang ersetzt. Die Bohrungen können passend gemacht werden, wobei bei den drei Zahnradwellen die Zahnräder am besten auf die Stifte gedrückt werden (ähnlich wie bei Radscheiben auf Achsen) und das Spiel in den Gehäusebohrungen ermöglicht wird (das Aufreiben der 10er Zahnräder mit einem Durchmesser von nur 3,6 mm ist nicht ganz einfach).
Jetzt müssen zwei Drehgestelle unter einem Dante Schuggi-Modell noch ihre Eignung beweisen.
https://vimeo.com/202084701
Video von User Dante Schuggi
Grüße an alle Freunde der kleinen Straßenbahn
Bodo-Lutz
Drehgestelle mit kleinem Achsabstand
Re: Drehgestelle mit kleinem Achsabstand
Genial. Das ist wahre Ingenieurskunst.
Grüße, Johannes
Grüße, Johannes
Wünsche sind die Vorboten unserer Fähigkeiten. (J. W. v. Goethe)