Magnetkupplung für H0/00 - selbstgemacht

Hier kann jeder seine selbst- oder umgebauten bzw. verfeinerten Fahrzeugmodelle vorstellen.
Auch spezielle Techniken wie Beleuchtungen, Antriebe, oder sonstige Verbesserungen an Industriemodellen sind hier richtig.
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Helmut G.
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Magnetkupplung für H0/00 - selbstgemacht

Beitrag von Helmut G. »

Hallo zusammen,

viele Jahre experimentierte ich mit Kupplungen für H0 Straßenbahnen, die im Betrieb auf Anlagen möglichst problemfrei einsetzbar sein sollten. Magnetkupplungen erwiesen sich als Lösung für mich. Sie sind zwar weder vorbildgetreu noch maßstabsgerecht, doch sie arbeiten zuverlässig auch bei schlechter Gleislage.

Es gibt fertige Magnetkupplungen zu kaufen, doch ich wollte Kupplungsdeichseln mit individuellen Längen und die Magneten sollten mit meinen relativ schweren Weißmetallmodellen zuverlässig klar kommen. Es blieb also nur der Selbstbau.

Für Vitrinen-Modellbauer (und Modellfreunde, die die Kupplungsfunktion auf ihrer Anlage so gut wie nie nutzen wollen) gibt es vorbildgetreue Lösungen.

Ich wählte folgende Materialien:

Magnete: Material Neodym, Ni-Cu-Ni, Güte N50, 3mm Durchmesser, 1,5 mm dick,

Deichsel: Material Messing oder Neusilber mit bis zu 0,8 mm Stärke

Klebstoff: Zweikomponentenkleber (z.B. Stabilit Express)

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Folgende Werkzeuge kamen zum Einsatz:

Kleine Spitzzange
Kleine Metallfeile
2 Wäscheklammern (für ein Paar Kupplungen)
Dünnes Rundholz (z.B. Tuschpinsel)

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Wie ich vorging:

An einem Ende des Neusilberstabs habe ich mit der Spitzzange eine kleine Öse gebogen. Die Öse wird später z.B. eine M2 Schraube als Verbindung zum Wagenkasten aufnehmen. Wenn am Wagenboden bereits eine Befestigung für eine Kupplung vorgesehen ist, nehme ich diesen Punkt zum Messen der benötigten Deichsellänge. Dabei muß ich auch die Länge eines vielleicht noch fehlenden Wagenpuffers berücksichtigen. Mit der Zange schneide ich die Deichsel auf die gewünschte Länge. Die Schnitt/Quetschstelle befeile ich, entferne die Grate.

Für die Klebearbeit nutze ich eine plane Unterlage. Ich lege alle eisenhaltigen Werkzeuge außer Griffweite (ich weiß, wovon ich spreche...)

Ich stelle immer ein Paar Magnetkupplungen her. Der angerührte Klebstoff sollte mengenmäßig so bemessen sein.

Einer 'Serienproduktion' (zu der auch immer die Feinjustierung des Klebers am Magneten gehört) würde der schnell beginnende Aushärtungsprozess entgegenstehen.

Zunächst markiere ich an den Magneten die Polarität mit einem Filzstift. Ich lege damit fest, welche Kupplung ich später an der Rückseite des Modells und welche an der Frontseite anbringen werde. Diese Entscheidung wird auch für alle späteren Modelle gelten. Es könnte sonst geschehen, daß sich später im Zugverband Wagen 'verkehrt herum' befinden oder falsche Polarität für Ärger sorgt.

Ich lege jetzt die beiden Magneten mit der 'richtigen' Seite auf die Unterlage (und achte auf großzügig bemessene Distanz).

Ich klemme eine Deichsel mit dem Ösenende in die Wäscheklammer, Winkel etwa 80 Grad.
Ich stelle die Deichsel mit dem stumpfen Ende in der Mitte des Rundmagneten probeweise ab. Dort sollte sich an der künftigen Klebestelle ein rechter Winkel bilden. Ich justiere nach.

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Probeweise habe ich die Teile ohne Klebstoff zusammengefügt

Jetzt nehme ich die zweite Deichsel und wiederhole die Prozedur.

Bei allen Arbeitsschritten achte ich auf großzügige Distanz zwischen den Magneten...

Nun rühre ich eine kleine Menge Klebstoff an.

Das stumpfe Ende der ersten Deichsel tauche ich in den Klebstoff ein (nicht mehr als 2 mm tief). Dann platziere ich dieses Ende mit Klebstoff auf die Mitte des Magneten und warte ein wenig.

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Rechtwinklig und in der Mitte des Magneten, Klebstoffkegel muß noch geformt werden

Meist ist die anhaftende Klebstoffmenge etwas zu gering. Mit dem spitzen (hölzernen) Ende meines Tuschpinsels gebe ich dann noch etwas Kleber nach und sorge mit diesem Holz für eine gleichmäßige Verteilung auf dem Magneten. Das Ergebnis sollte leicht kegelförmig aussehen.

Bild
So in etwa sollte das Ergebnis aussehen

Dieses Verfahren wiederhole ich anschließend umgehend mit der zweiten Deichsel.

Nach 30 Minuten kann ich mit der Nachbearbeitung beginnen. Gröbere Unregelmäßigkeiten am Klebstoffkegel glätte ich vorsichtig mit der Feile – ohne das Metall des Magneten zu verletzen. Der letzte Schritt ist dann ein Anstrich in der gewünschten Farbe.

Bild
Fertig - es fehlt nur noch der Anstrich

Nach dem Befestigen am Wagenboden bastle ich dann mit eisenfreiem Material eine Kupplungsauflage, die verhindern soll, daß eine nicht genutzte Kupplung auf das Gleis hängt.

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Unterschiedliche Platzverhältnisse können unterschiedlich lange Kupplungsdeichseln erfordern

Bild

Hier sind zusätzliche Möglichkeiten zu finden, wie bei beengten Platzverhältnissen Magnetkupplungen weiterhelfen können:

https://youtu.be/v7Z7C-XJUHg

https://youtu.be/5w5--sT5cLk

Ein Hamo-Vierachser zog und schob 4 zweiachsiger Beiwagen aus Weißmetall (rund 600 g) mit meinen Magnetkupplungen versehen mehrere Runden über meine Anlage - problemfrei, nur der Motor wurde etwas warm...

Viel Spaß beim Basteln
Helmut G.
saxonia
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Re: Magnetkupplung für H0/00 - selbstgemacht

Beitrag von saxonia »

Hallo Helmut!
Tolle Sache!
Woher beziehst Du die Magnete?
Viele Grüße Jens.
Tramspotters
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Re: Magnetkupplung für H0/00 - selbstgemacht

Beitrag von Tramspotters »

Wem das zu aufwendig ist, der kann auch die Kupplung als 3D Druck nehmen:

https://www.shapeways.com/product/9YPFN ... Id=4323059

Magnet in 1x2mm rund findet man zahlreich bei ebay.
Helmut G.
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Re: Magnetkupplung für H0/00 - selbstgemacht

Beitrag von Helmut G. »

Hallo Jens,

ich hatte meine Magneten bereits vor längerer Zeit gekauft, der Anbieter ist zwischenzeitlich nicht mehr aktiv.

Rundmagneten mit den selben Maßen habe ich heute hier gefunden:

https://www.magnet-shop.net/neodym/sche ... aelt-300-g

Guidos Tipp mit der Nutzung von Kupplungen aus 3D Drucken ist gut, die Deichsellänge ist dort aber vorgegeben.

Viel Spaß beim Basteln
Helmut G.
saxonia
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Re: Magnetkupplung für H0/00 - selbstgemacht

Beitrag von saxonia »

Hallo Helmut!
Vielen Dank für den guten Tipp!
Viele Grüße Jens.
Roki
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Re: Magnetkupplung für H0/00 - selbstgemacht

Beitrag von Roki »

Das ist eine nette Lösung, Helmut. Es sieht gut aus und es kuppelt sicher, und noch automatisch dazu. Ich möchte so etwas mal bei meine 0-Trams ausprobieren, mit entsprechend dimensionierten Magneten.

Darf ich mal fragen wie du vorgehst beim Entkuppeln?
Maastricht, Niederlande - Sprachfehler werden kostenlos mitgeliefert - Erbauer von Insel Waan Überlandstrab in 0m - und Voorburg Viaduct in 0 Waan Blog
Tramspotters
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Re: Magnetkupplung für H0/00 - selbstgemacht

Beitrag von Tramspotters »

Ein Fahrzeug festhalten und das andere abziehen ;-)
Henry Meyer
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Re: Magnetkupplung für H0/00 - selbstgemacht

Beitrag von Henry Meyer »

Hallo,

wir verwenden Magnetkupplungen mit zwei Magneten seit vielen Jahren. Dadurch sind die Kupplungen symetrisch und es ist bei ZR Wagen egal in welche Richtung sie stehen. Die Größe entspricht den Scharfenbergkupplungen von H&P (früher haben wir diese aufgebohrt, heute entstehen sie auf der Fräse). Zum Entkuppeln müssen die Kupplungen nur seitlich weggedrückt werden.

http://www.meyer-strassenbahn.de/fahrze ... plung.html

Gruß Henry
rolfuwe
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Re: Magnetkupplung für H0/00 - selbstgemacht

Beitrag von rolfuwe »

Meine Wahl:
http://peho-kkk.de
Die Halterungen u. Kinematik wurde zwar für TT u. N entwickelt. Aber auch ideal für H0 Straßenbahnen u. H0e Modelle. Die Magnetköpfe sind etwa so groß wie maßstäbliche H0 Scharfenbergkupplungen. Die Köpfe mit Stromzuführung ermöglichen auch z.B. die Beiwagen zur Stromaufnahme zu benutzen. Bei Straßenbahnen u. Schmalspurbahnen braucht man zwar keine Kinematik, aber die Höhen verstellung (ähnlich Symoba) u. die unterschiedlichen Kopflängen erleichtert bei einigen Modellen den Anbau.
Helmut G.
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Re: Magnetkupplung für H0/00 - selbstgemacht

Beitrag von Helmut G. »

Hallo Roki,

für das Entkuppeln benutze ich beide Hände und ziehe mit Gefühl an den Wagenkästen. Über 50 Paar Magnetkupplungen habe ich in den letzten Jahren hergestellt. Der Klebstoff hat mich nie im Stich gelassen.

Welche Magneten für das sichere Funktionieren bei 0-Straßenbahnmodellen erforderlich sind, müßtest Du ausprobieren.

Die Leistungsfähigkeit der Magneten kannst Du hier sehen:

https://youtu.be/fLi_AnSMprA (ab 3:16)

Auf meiner analog betriebenen Anlage habe ich festgestellt, daß An- und Abkuppeln eigentlich nur im Zusammenhang mit dem Auf- und Abgleisen von Modellen stattfindet. Das Wenden von Zweirichtungszügen über Gleiswechsel würde bei vielen Modellen mit älteren Vorbildern dafür sorgen, daß sich anschließend die geöffneten Türen auf der falschen Wagenseite befinden. Und der Fahrtrichtungswechsel betrifft natürlich auch alle übrigen Triebwagen im gleichen Stromkreis...

Viel Spaß beim Basteln
Helmut G.
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