Hamburger Z2u in H0 von i.materialise

Hier kann jeder seine selbst- oder umgebauten bzw. verfeinerten Fahrzeugmodelle vorstellen.
Auch spezielle Techniken wie Beleuchtungen, Antriebe, oder sonstige Verbesserungen an Industriemodellen sind hier richtig.
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Helmut G.
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Hamburger Z2u in H0 von i.materialise

Beitrag von Helmut G. »

Hallo zusammen,

während 1956 in Düsseldorf schon das Zeitalter leistungsfähiger Gelenkwagen anbrach, versah Hamburg Falkenried Zweiachser vom Typ Z2 aus den zwanziger Jahren – die BOStrab in der Fassung von 1960 im Nacken – mit neuen Zutaten. Neue, geschweißte Plattformen, Rollbandbeschilderung, Kleinspannungsanlage, Schienenbremse usw., da wurde richtig noch mal Geld ausgegeben. Der Serienumbau von 51 Stück wurde dann an Waggonbau Graaff in Elze vergeben. Die letzten Z2u erreichten Hamburg 1958 – die ersten Ausmusterungen begannen hier bereits wieder in 1961...

Guido Mandorf hat dem 'Spätlingswerk' von Falkenried ein rollendes Denkmal als 3D Druck im Maßstab 1:87 gewidmet. Ich bestellte mir bei i.materialise die Drucke (Gehäuse + Fahrgestell) aus 'Natural yellow Resin with supports'. Die Drucke kamen bei mir fehlerfrei hergestellt an.

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Sieht auf den ersten Blick etwas gruselig aus, das Versäubern geht jedoch flink von der Hand

Das Material ist durchscheinend, die Oberfläche fettfrei. Von den Teilen mußte ich, so wie meine Bestellung lautete, die beim Drucken entstandenen Stützen entfernen. Mit einem kleinen, scharfen Messer ist diese Arbeit kein Problem. Das Material macht auf mich keinen sonderlich zerbrechlichen Eindruck. Sollte ein Mißgeschick geschehen, Sekundenkleber hilft zuverlässig.

Für den Anstrich nutzte ich Acrylfarben von Oesling und Revell.

Das Vorbild des Modells erhielt beim Umbau gummigefaßte Plattformscheiben bündig zur Außenhaut des Wagens. Diese Besonderheit habe ich bei meinem Modell versucht nachzubilden. Bei den planen Scheiben gelang das sehr einfach, die gebogen Exemplare erforderten ein wenig Nachdenken.

Mir fiel ein, daß die transparente Kunststoffbox von Ferrero Schokoladenartikeln über gleichmäßig runde Kanten verfügt. So machte ich meiner Frau eine kleine Freude, kaufte das leckere Hüftgold und verschwand mit der leeren Box auf dem Dachboden. Ich hatte mich nicht getäuscht, die Rundung stimmte weitestgehend mit den Maßen beim Z2u-Modell überein.

Mit dem Mini-Kreissägeblatt meiner Proxxon Bohrmaschine arbeitet ich die Scheiben heraus. Der Kunststoff sprang nicht, keine Trübung setzte ein. Ein seltener Fall, die Verpackung bringt dem Bastler mehr Freude als der Inhalt.

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Die gewünschte Fläche habe ich bereits herausgesägt

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Ein Teil der Scheiben liegt zum Einbau bereit

Vorsichtshalber haben ich im Modellinneren noch etwas Blei eingeklebt.

Das Modell ist für den Einbau eines Vario-Antriebes vorbereitet.

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Der Z2u wartet auf den ersten Einsatz

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Zum Vergleich, links der Z2 (Weißmetallbausatz von Bec-Kits) aus dem Falkenried bzw. Graaff den Z2u umbaute

Als Kunststoff-Beiwagen läßt sich epochegerecht ein Z3B verwenden. Ohne Beiwagen waren sie im Personenverkehr eigentlich nie unterwegs.

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Z2u und Z3B - beides Erzeugnisse von Graaff, Elze

Hier rollt das Modell mit Halling Antrieb:

https://youtu.be/Ng1O3xnYGJ4

Viel Spaß beim Basteln
Helmut G.
rdmodel
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Re: Hamburger Z2u in H0 von i.materialise

Beitrag von rdmodel »

Hallo, das sieht ja sehr schön aus.

Da ich auch schon lange mehr mit 3D konstruieren will, frage ich mich immer, wo man das richtig lernen kann.

Im Moment arbeite ich mit Turbocad 2D/3D, allerdings fast nur im 2D Bereich.
Das Zeichnen in 3D beschränkt sich bei mir auf einfache Formen.
Ich hab auch schon mal ein Dach konstruiert, das in alle Richtungen gebogen war. Das hat allerdings ewig gedauert.

Vielleicht hast Du ein paar Tips.

Viele Grüße rdmodel - Ralf
Helmut G.
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Re: Hamburger Z2u in H0 von i.materialise

Beitrag von Helmut G. »

Hallo Ralf,

vielen Dank.

Ich bin ein Bastler, der u.a. aus 3D Drucken Modelle herstellt. Antworten auf Deine Fragen kann Dir nur ein 3D Druck Designer oder Fachliteratur geben.

Viel Spaß beim Basteln
Helmut G.
Spreeathener
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Re: Hamburger Z2u in H0 von i.materialise

Beitrag von Spreeathener »

Hallo

@Ralf: Mir geht es wie Helmut. Ich bin mehr der Bastler, als der 3D-Zeichner. Für all jene, die sich bislsng gar nicht ranwagten oder die eine brauchbare Anleitung zum 3D-zeichnen suchten, gibt es bei DSO eine gut nachvollziehbare Schritt-für-Schritt-Erklärung.
Anleitung 3D-Konstruktion

Vielleicht hilft dir das weiter.

Grüße aus Berlin
Stefan
Spreeathener
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Re: Hamburger Z2u in H0 von i.materialise

Beitrag von Spreeathener »

@Helmut

Da hast du dir einen interessanten Wagen zum Vorbild ausgesucht und er ist dir gut gelungen.
Die Idee mit der Süßwarenkunststoffkiste als Scheibenspender gefällt auch.

Hast du den Wagen vor der ersten Lackierung grundiert, wenn ja womit?
Hast du nur die Stützkonstruktion und deren kleine Angüsse entfernt oder auch die Rundungen nochmal beschliffen? Auf den Bildern ist die Stufung vor allem auf den Perrondächern relativ deutlich.

In meiner Wekstatt sind derzeit einige Drucke von i.materialise aus Standardresin in Bearbeitung und ich habe je Wagenkasten(-teil) mindestens 4-5 Stunden geschliffen, bis die Oberflächen (sowohl senkrechte als auch waagerechte, gerade und gebogene) glatt und riefenfrei waren. Die Stützkonstruktion bot dabei aber immer ausreichende Stabilität und es geht deutlich besser als mit den Shapeways-Materialien. Demnächst mal mehr dazu.

Grüße aus Berlin
Stefyn
Helmut G.
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Re: Hamburger Z2u in H0 von i.materialise

Beitrag von Helmut G. »

Hallo Stefan,

ich trage auf meine Modelle die Farbe mit simplen Tuschpinseln auf. Seit einiger Zeit verwende ich meist Acrylfarben von Oesling und Revell. Zum Grundieren nutze ich helle Farbtöne in matt. Für den letzten Farbauftrag nehme ich eine seidenmatte Ausführung. Insgesamt kommen da bis zu vier (dünne) Farbaufträge zusammen.

An den Wagenwänden mußte ich nicht feilen. Die sicherlich vorhandenen (sehr) feinen Riefen wurden durch die Farbschichten ausgeglichen. Eine abschließende seidenmatte Farbe läßt ohnehin leichte Unruhe auf dem Untergrund in den Hintergrund treten.

Anders sieht es auf dem Dach aus. Hier findet der Bastler beim Z2u Gehäuse deutlich ausgeprägte Stufungen vor. Mit einer feinen Feile und Sandpapier (und etwas Zeiteinsatz) läßt sich die Oberfläche gut glätten. Ich hätte bei einer längeren Nachbearbeitung sicherlich zu einem besseren Ergebnis kommen können. Andererseits sind mir die Dächer der Hamburger Straßenbahn in einem recht ungepflegten Zustand in Erinnerung (die Arme des Waschpersonals reichten wohl nicht so hoch...).

Ich habe ein paar Fotos geschossen, die die Oberflächenstruktur des von der Stützkonstruktion befreiten Gehäuses zeigen.

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Viel Spaß beim Basteln
Helmut G.
Alsternordbahn
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Re: Hamburger Z2u in H0 von i.materialise

Beitrag von Alsternordbahn »

Schönes Modell. Kein Vergleich mit meinem Selbstbauversuch aus einem Bec-Kit vor sehr langer Zeit.

Eine Frage habe ich: Wie ist die Lackierung aufgebaut (letzte und vorletzte Lackschicht)?

Auf den Bildern wirkt das Rot von Hamburger Modellen manchmal recht dunkel. Bei Sonnenschein leuchteten die Hamburger Straßenbahnen im Original aber eher rötlich-orange. Kann es nicht besser beschreiben. Siehe auf diesem Bild der erste Beiwagen (oder der Z2 im Vordergrung auf einem Deiner Bilder).

https://de.wikipedia.org/wiki/Stra%C3%9 ... k.2630.jpg
(Das Bild zeigt wohl auch das Kaufhaus, das es als H0-Modell gibt und das bei KBGG auch schon als Diorama zu sehen war.)
Helmut G.
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Re: Hamburger Z2u in H0 von i.materialise

Beitrag von Helmut G. »

Hallo,

über Farben, Farbfotos und Farbwahrnehmung ist hier schon eine Menge geschrieben worden.

Das Rot der Hamburger Straßenbahnen entsprach RAL 3000, wobei die chemische Zusammensetzung des Lacks über die Jahrzehnte sicherlich Veränderungen unterlag.

Meine Modelle nehme ich im Regelfall auf dem Dachboden mit einer Mischung von Tages- und Kunstlicht auf. Häufig geschieht dies mit einer Verschlußzeit von 1/20 Sekunde, sicherlich im Bereich der Nahfotografie nicht ideal.

Mein Z2 erhielt seinen Anstrich vor rund 40 Jahren mit einer Emaillefarbe von Humbrol (matt 60). Später nutzte ich von Humbrol den seidenmatten Farbton RAL 3000, der aber längst wieder aus deren Programm verschwunden ist. Als Untergrund nahm ich ein Hellgrau in matt.

Seit ein paar Jahren verwende ich Acrylfarben von Oesling und Revell, mit denen ich gute Erfahrungen gesammelt habe.

Wichtig ist in der Tat der Farbton einer Grundierung. Bei transparentem Kunststoff schlägt der gewählte Farbton für den Innenraum (z.B. dunkelbraun) in seiner Wirkung nach außen durch. Ein dunkler Untergrund/Hintergrund läßt den RAL 3000 Farbton dunkler wirken.

Ich habe meinen Z2 und den Z2u jetzt nebeneinander in der vollen Sonne am Mittag bei 1/400 Sekunde Belichtungszeit fotografiert und schon wirken die Farben wieder anders.

Bild
links: Humbrol 60 (Emaillefarbe), rechts: Oesling RAL 3000, seidenmatt (Acrylfarbe)

Das Rot der Hamburger Wagen reagierte recht stark auf UV-Einstrahlung, Umwelteinflüsse und Waschmittel. Bei teillackierten Flächen konnte man kaum glauben, daß die neue Farbe 'aus dem gleichen Eimer' stammte wie die alte nur mit vielleicht 7 Jahren Abstand (und nur der nachlackierte Bereich glänzte...).

Viel Spaß beim Basteln
Helmut G.
Alsternordbahn
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Re: Hamburger Z2u in H0 von i.materialise

Beitrag von Alsternordbahn »

Vielen Dank für Foto und ausfürliche Antworten, vor allem der Hinweis auf die Einwirkung der Innenlackierung bei einem 3D-Modell. Da wäre ich nicht gleich drauf gekommen. Vermutlich grundiert man dann also innen besser auch weiß? Der Unterschied je nach Lichtquelle ist jedenfalls deutlich zu sehen und bei beiden Modellen wirkt es im Sonnenlicht gefühlt näher am originalen Eindruck. Danke nochmal.
Tramspotters
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Re: Hamburger Z2u in H0 von i.materialise

Beitrag von Tramspotters »

Jetzt muss ich doch mal nachlegen ;-)

Wer bei KBGG in Braunschweig war, konnte schon dort den Z2u in Aktion sehen, wie er mit einem bzw. zwei Z2Bu Beiwagen in Koffertown unterwegs war.

Bild

Damals war er aber noch nicht fertig beschriftet, das ist jetzt erledigt:

Bild

Tschoe, Guido
Helmut G.
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Re: Hamburger Z2u in H0 von i.materialise

Beitrag von Helmut G. »

Hallo zusammen,

bei meiner letzten Bestellung bei i.m. hatte ich mir ein zusätzliches Z2u Gehäuse bestellt. Ich hatte noch viele Ersatzteile aus Weißmetall für den Z2 liegen, da ließe sich relativ einfach ein 3D Druck Z2u mit ausrüsten. Der hätte den Vorteil, gleich das richtige Gewicht mitzubringen, meine Hamburger Weißmetall-Beiwagen schleppen zu können. Die Fahreigenschaften eines Bec-Kits/KWTrams Antriebs müssen sich hinter keinem anderen Antrieb dieser Preisklasse verstecken – wenn sie denn sorgfältig zusammengebaut sind.

Ohne 3D Druck Wagenboden und Fahrwerksblenden mußte ich ein paar Teile selbst herstellen bzw. aus Weißmetall anpassen. Da Bec-Kits bereits vor langer Zeit Vorbereitungen für einen möglichen Z2uP Bausatz getroffen hatte, konnte ich auf bereits fertige Fahrwerksblenden mit Schienenbremse zurückgreifen. Fahrschalter, Handbremsrad und Trittstufen lagen in meiner Ersatzteilkiste bereit. Die Abmessungen des Weißmetallantriebs des Z2 mußte ich ein wenig anpassen.

Bild

Hier rollen meine Z2u:

https://youtu.be/AHlMGCuJc00

Viel Spaß beim Basteln
Helmut G.
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