Hamburger V6-Zug aus 3D Drucken, Zustand 1965
Verfasst: Mi 17. Jun 2020, 16:31
Hallo zusammen,
es gibt seit vielen Jahren einige Hamburger Straßenbahn-Bausätze in H0 aus Weißmetall. Guido Mandorf hat mit seinen 3D Drucken aus Kunststoff bei i.materialise in den letzten Monaten einen Großteil der noch bestehenden Lücken geschlossen.
Optisch vertragen sich die Weißmetall- und Kunststoffmodelle recht gut. In der Entwicklung liegen halt rund 40 Jahre dazwischen.
Die letzten Wochen brachten virusbedingt eine Menge mehr Freizeit, die ich zum großen Teil auf dem Hobbyboden verbrachte.
Vor zwei Wochen nahm ich den von Guido entworfenen Hamburger V6-Zug in Arbeit. Ich wollte ihn in der Ausführung gestalten kurz vor dem Umbau zum schaffnerlosen Triebwagen.
Ich beschreibe in einiger Breite, welche Arbeitsschritte auf mich zukamen.
Schöne Abbildungen bei i.m. könnten den Interessierten dazu verleiten, anzunehmen, daß mit der Bestellung über den PC bereits die meiste Arbeit erledigt wäre...
Meine Bestellung für den V6-Zug bestand aus fünf 3D Drucken bei i.m..
Bei den Gehäuseteilen hatte ich die Wahl zwischen zwei Materialien und drei Bearbeitungsstufen. Zur Wahl standen grau gefärbtes Resin und Naturresin, das leicht transparent ist. Beim Druck mit Naturresin konnte ich entscheiden, ob ich die druckbedingten Stützen selbst entfernen wollte.
Die Bodengruppen/Inneneinrichtungen und die Drehgestelle für den Beiwagen werden in Polyamid angeboten, das recht strapazierfähig ist.
Die Wahl der Materialien und Bearbeitungsstufen hat Einfluß auf den Preis. Die komfortabelste Variante aller fünf 3D Teile kostet einschl. MwSt und Versand etwa 193 Euro.
Beim Druck mit Naturresin und Selbstentfernung der Stützen komme ich auf rund 124 Euro. Ich entschied mich für die günstigere Variante, wobei der Zeitaufwand für das Entfernen des Stützmaterials bei rund 30 Minuten je Gehäuse liegt.
Als nächstes bestellte ich die Tw-Motorisierung bei Halling. Wiener C1-Antrieb und Versand schlagen mit 83 Euro zu Buche. Dann hat man zwar ein paar Teile über, kann aber auch nichts vergessen.
Die Beiwagenachsen bestellte ich in größeren Mengen in Deutschland, kommt deutlich günstiger. Ohne Porto liege ich bei einem vierachsigen Bw bei rund 5 Euro.
Die Grundierung ist erledigt
Der Anstrich mit Acrylfarben schreitet voran
Jetzt fehlt noch Verglasungsmaterial (z.B. von 'evergreen scale models) und dafür geeigneter Klebstoff (z.B. Glue 'n' Glaze).
Um den Zug unter Farbe zu setzen, kaufte ich folgende Acrylfarben (Oesling, Revell):
Aluminium
Hellgrau, matt (Vorstrich)
Elfenbein (RAL 1014, seidenmatt)
Rot, matt (Vorstrich für den roten Wagenteil)
Rot (RAL 3000 seidenmatt)
Braun, matt
Dunkelgrau, matt
Schwarz, matt
Als Kupplung wählte ich wiederum meine Magnetvariante (Neusilberdraht, Stabilit Express, Rundmagnete).
Den Stangenstromabnehmer stellte ich unter Zuhilfenahme eines Lötkolbens mit Gitarrendraht PL020, Neusilberdraht (Kontaktleiste), M2 Schraube und Mutter her.
Folgende Werkzeuge/Materialien setzte ich ein (habe hoffentlich nichts vergessen):
Kleines scharfes Messer/Skalpell
Schneideunterlage
Metalllineal
Kleine Schere
Kleine Feile (z.B für die Kunststoffbearbeitung)
Kleiner Schraubendreher (Schlitz)
Tuschpinsel in verschiedenen Größen
Lötkolben (30 Watt)
Kleine Spitzzange
2 Wäscheklammern (Kupplungsherstellung)
M2 Schrauben
M2 Muttern
Masking tape
Decals
Diese Aufstellung zeigt an, daß Basteln nicht unbedingt eine niedrigpreisige Angelegenheit ist. Wer davon nichts zu Hause bereits liegen hat, steht zusätzlich vor der Frage, wo bekommt man die Teile qualitativ ansprechend und preisgünstig her.
Der lokale Einzelhandel wird mit diesen Einkaufswünschen häufig überfordert sein, wenn denn derartige Fachgeschäfte überhaupt noch in der Nähe sind.
Personal und Fahrgäste bestellte ich bereits vor einem Jahr preiswert in China. Für die Mitfahrt im Triebwagen mußte ich den Figuren die Beine entfernen, die Bw-Fahrgäste kamen ohne Blessuren davon. Mit ein paar braunen Farbtupfern lockerte ich die gelieferte schwarze Einheits-Haarfarbe auf.
Eigentlich ist das Basteln mit 3D Drucken relativ einfach – wenn ich mir nicht die Aufgabe gestellt hätte, eine Garnitur im Aussehen von vor rund 55 Jahren darzustellen.
Ich habe zwar in meinen Schränken eine Menge Unterlagen über die Hamburger Straßenbahn liegen, doch die wurden nicht mit der Intention erstellt, damit später Modellbau betreiben zu können. Auch im Internet ist die Ausbeute für die Zeit eher mager.
An den V6-Zügen ist im Laufe ihrer Einsatzzeit sehr viel geändert worden. Mir sind 5 unterschiedliche Zifferndarstellungen einschl. Farben der Wagennummern in Erinnerung. Dazu wechselte noch gelegentlich der Platz für deren Anbringung und die Wagennummer selbst. Das farbliche Absetzen von Leisten wurde gegen Ende der Nutzungszeit immer weiter verringert. Wenn dann mein Zug (vermutlich) farblich stimmig gestaltet ist, welche Linien fuhren 1965 wohin und auch noch mit Beiwagen? Negative oder positive Fahrtzielbeschriftung und Liniennummern? Welche Außenwerbung in welcher Ausführung war zu der Zeit an diesen Wagen angebracht? Und nicht ganz unwichtig, lagen mir diese Decals vor?
Beim Vorbild war der farbliche Zustand der Dächer 1965 meist anders...
Ich beneide manchmal die Freunde der Fertigmodelle. Sie erhalten gelegentlich Fehler geliefert, ich muß sie selbst machen ...
Unabhängig von der Mühe, die mit jedem Basteln verbunden ist, mein Dank geht an Guido für seine Entwicklungsarbeit.
Viel Spaß beim Basteln
Helmut G.
es gibt seit vielen Jahren einige Hamburger Straßenbahn-Bausätze in H0 aus Weißmetall. Guido Mandorf hat mit seinen 3D Drucken aus Kunststoff bei i.materialise in den letzten Monaten einen Großteil der noch bestehenden Lücken geschlossen.
Optisch vertragen sich die Weißmetall- und Kunststoffmodelle recht gut. In der Entwicklung liegen halt rund 40 Jahre dazwischen.
Die letzten Wochen brachten virusbedingt eine Menge mehr Freizeit, die ich zum großen Teil auf dem Hobbyboden verbrachte.
Vor zwei Wochen nahm ich den von Guido entworfenen Hamburger V6-Zug in Arbeit. Ich wollte ihn in der Ausführung gestalten kurz vor dem Umbau zum schaffnerlosen Triebwagen.
Ich beschreibe in einiger Breite, welche Arbeitsschritte auf mich zukamen.
Schöne Abbildungen bei i.m. könnten den Interessierten dazu verleiten, anzunehmen, daß mit der Bestellung über den PC bereits die meiste Arbeit erledigt wäre...
Meine Bestellung für den V6-Zug bestand aus fünf 3D Drucken bei i.m..
Bei den Gehäuseteilen hatte ich die Wahl zwischen zwei Materialien und drei Bearbeitungsstufen. Zur Wahl standen grau gefärbtes Resin und Naturresin, das leicht transparent ist. Beim Druck mit Naturresin konnte ich entscheiden, ob ich die druckbedingten Stützen selbst entfernen wollte.
Die Bodengruppen/Inneneinrichtungen und die Drehgestelle für den Beiwagen werden in Polyamid angeboten, das recht strapazierfähig ist.
Die Wahl der Materialien und Bearbeitungsstufen hat Einfluß auf den Preis. Die komfortabelste Variante aller fünf 3D Teile kostet einschl. MwSt und Versand etwa 193 Euro.
Beim Druck mit Naturresin und Selbstentfernung der Stützen komme ich auf rund 124 Euro. Ich entschied mich für die günstigere Variante, wobei der Zeitaufwand für das Entfernen des Stützmaterials bei rund 30 Minuten je Gehäuse liegt.
Als nächstes bestellte ich die Tw-Motorisierung bei Halling. Wiener C1-Antrieb und Versand schlagen mit 83 Euro zu Buche. Dann hat man zwar ein paar Teile über, kann aber auch nichts vergessen.
Die Beiwagenachsen bestellte ich in größeren Mengen in Deutschland, kommt deutlich günstiger. Ohne Porto liege ich bei einem vierachsigen Bw bei rund 5 Euro.
Die Grundierung ist erledigt
Der Anstrich mit Acrylfarben schreitet voran
Jetzt fehlt noch Verglasungsmaterial (z.B. von 'evergreen scale models) und dafür geeigneter Klebstoff (z.B. Glue 'n' Glaze).
Um den Zug unter Farbe zu setzen, kaufte ich folgende Acrylfarben (Oesling, Revell):
Aluminium
Hellgrau, matt (Vorstrich)
Elfenbein (RAL 1014, seidenmatt)
Rot, matt (Vorstrich für den roten Wagenteil)
Rot (RAL 3000 seidenmatt)
Braun, matt
Dunkelgrau, matt
Schwarz, matt
Als Kupplung wählte ich wiederum meine Magnetvariante (Neusilberdraht, Stabilit Express, Rundmagnete).
Den Stangenstromabnehmer stellte ich unter Zuhilfenahme eines Lötkolbens mit Gitarrendraht PL020, Neusilberdraht (Kontaktleiste), M2 Schraube und Mutter her.
Folgende Werkzeuge/Materialien setzte ich ein (habe hoffentlich nichts vergessen):
Kleines scharfes Messer/Skalpell
Schneideunterlage
Metalllineal
Kleine Schere
Kleine Feile (z.B für die Kunststoffbearbeitung)
Kleiner Schraubendreher (Schlitz)
Tuschpinsel in verschiedenen Größen
Lötkolben (30 Watt)
Kleine Spitzzange
2 Wäscheklammern (Kupplungsherstellung)
M2 Schrauben
M2 Muttern
Masking tape
Decals
Diese Aufstellung zeigt an, daß Basteln nicht unbedingt eine niedrigpreisige Angelegenheit ist. Wer davon nichts zu Hause bereits liegen hat, steht zusätzlich vor der Frage, wo bekommt man die Teile qualitativ ansprechend und preisgünstig her.
Der lokale Einzelhandel wird mit diesen Einkaufswünschen häufig überfordert sein, wenn denn derartige Fachgeschäfte überhaupt noch in der Nähe sind.
Personal und Fahrgäste bestellte ich bereits vor einem Jahr preiswert in China. Für die Mitfahrt im Triebwagen mußte ich den Figuren die Beine entfernen, die Bw-Fahrgäste kamen ohne Blessuren davon. Mit ein paar braunen Farbtupfern lockerte ich die gelieferte schwarze Einheits-Haarfarbe auf.
Eigentlich ist das Basteln mit 3D Drucken relativ einfach – wenn ich mir nicht die Aufgabe gestellt hätte, eine Garnitur im Aussehen von vor rund 55 Jahren darzustellen.
Ich habe zwar in meinen Schränken eine Menge Unterlagen über die Hamburger Straßenbahn liegen, doch die wurden nicht mit der Intention erstellt, damit später Modellbau betreiben zu können. Auch im Internet ist die Ausbeute für die Zeit eher mager.
An den V6-Zügen ist im Laufe ihrer Einsatzzeit sehr viel geändert worden. Mir sind 5 unterschiedliche Zifferndarstellungen einschl. Farben der Wagennummern in Erinnerung. Dazu wechselte noch gelegentlich der Platz für deren Anbringung und die Wagennummer selbst. Das farbliche Absetzen von Leisten wurde gegen Ende der Nutzungszeit immer weiter verringert. Wenn dann mein Zug (vermutlich) farblich stimmig gestaltet ist, welche Linien fuhren 1965 wohin und auch noch mit Beiwagen? Negative oder positive Fahrtzielbeschriftung und Liniennummern? Welche Außenwerbung in welcher Ausführung war zu der Zeit an diesen Wagen angebracht? Und nicht ganz unwichtig, lagen mir diese Decals vor?
Beim Vorbild war der farbliche Zustand der Dächer 1965 meist anders...
Ich beneide manchmal die Freunde der Fertigmodelle. Sie erhalten gelegentlich Fehler geliefert, ich muß sie selbst machen ...
Unabhängig von der Mühe, die mit jedem Basteln verbunden ist, mein Dank geht an Guido für seine Entwicklungsarbeit.
Viel Spaß beim Basteln
Helmut G.