Dresdner Exoten (Teil 1 Haide-Bahn)

Hier kann jeder seine selbst- oder umgebauten bzw. verfeinerten Fahrzeugmodelle vorstellen.
Auch spezielle Techniken wie Beleuchtungen, Antriebe, oder sonstige Verbesserungen an Industriemodellen sind hier richtig.
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Bodo-Lutz
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Dresdner Exoten (Teil 1 Haide-Bahn)

Beitrag von Bodo-Lutz »

Man verzeihe mir die Überschrift; es sind aber weder Tiere noch Pflanzen oder gar Menschen gemeint, sondern einige Fahrzeuge bzw. Modelle davon, die es (fast) nur in Dresden gegeben hat oder geben sollte. Dabei erhebt dieser Bericht keinen Anspruch auf Vollständigkeit, denn auf den Schienen in Elbflorenz gab es noch mehr „Sonderlinge“.
Die Anregung zur Entwicklung der Modelle und deren Umsetzung per 3D-Druck kam von Modellbus- und Modellstraßenbahnfreund Holger Heinrich, der Eines nicht leiden kann: Lücken in seiner Sammlung. Er hat notwendige Informationen und Dokumente zusammengetragen.
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Am Anfang stehen Fahrzeuge, die eigentlich nicht der Straßenbahn sondern eher dem Oberleitungsbus zugeordnet werden können.
Sie erhielten aber die Bezeichnung „gleislose Bahn“. Nach der Bielathalbahn war die Dresdner Haide-Bahn der zweite derartige Betrieb Sachsens. Sie war durch den Dresdner Unternehmer Carl Stoll erbaut und als erste Linie nach dem von ihm entwickelten System Stoll betrieben worden. (siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Gleislose ... berleitung)
Im Gegensatz zu den Fahrzeugen der Bielathalbahn, deren Antrieb an der Hinterachse erfolgte, waren die Stoll-Fahrzeuge so konstruiert, dass der straßenbahnähnliche Wagenkasten auf einen vierrädrigen Fahrschemel aufgesattelt war. Dieser Auflieger konnte im Sommer auf Rädern, im Winter bei Schnee aber auch auf Kufen bewegt werden. Gebaut wurden nur insgesamt 5 Fahrzeuge. In Dresden fuhren sie nur ein Jahr vom März 1903 bis März 1904. Nach der Einstellung gingen die Wagen in das damaligen Österreich-Ungarn; 3 nach Poprad (heute Slowakei), wo sie bis 1906 genutzt wurden, die beiden anderen nach Hermannstadt (heute Sibiu in Rumänien). Diese beiden Wagen wurden schon nach 4 Monaten an die "Gleislose Bahn Niederschöneweide–Johannisthal" verkauft. Obwohl die Berliner Ostbahn (BO) dafür eine Betriebsgenehmigung bis zum 31. Dezember 1949 (!) hatte, kamen die Wagen nur vom 1. Dezember 1904 bis zu 4. Februar 1905 zum Einsatz und wurden dann abgestellt.

Das im 3D-Druck umgesetzte Modell besteht aus dem Fahrschemel, dem Wagenkasten mit separat aufzusetzenden Dach und 6 Speichenrädern.
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Als Achsen dienen Drahtstifte mit 1 mm Durchmesser. Die Vorderachse des Fahrschemels ist in diesem Modell starr, da es zur stationären Dekoration auf einer Anlage bzw. für die Vitrine konzipiert wurde. Mit etwas Bastelarbeit kann aber eine handelsübliche Lenkachse eingefügt werden: https://www.googleadservices.com/pagead ... RBH&adurl=
Verbleiben etwas Kleben und Lackieren.
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Fortsetzung folgt:
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VolkerMZ
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Re: Dresdner Exoten (Teil 1 Haide-Bahn)

Beitrag von VolkerMZ »

Die Dresdner Haide-Bahn war schon sehr archaisch, Hamburg hatte ja ähnliche „Gleislose Bahnen“, allerdings nach dem Konkurrenzsystem von Schiemann, auch aus Sachsen.

Zu den Gelenkwagen weiter unten würde ich gern wissen, wie das in S-Kurven funktioniert hat, „normalerweise“ hat man ja ein schwebendes Mittelteil eingefügt, um dieses Problem (Versatz der Wagenkästen) zu lösen.

Aber alles schöne und interessante Modelle!


Volker
Bodo-Lutz
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Re: Dresdner Exoten (Teil 1 Haide-Bahn)

Beitrag von Bodo-Lutz »

Hallo Volker,
aus den von Dir genannten Gründen verwende ich nicht die Bezeichnung "Gelenkwagen" sondern Doppelfahrzeuge. Aber mehr dazu bei der Vorstellung der beiden Wagen, deren Modelle gegenüber den in meinem Beitrag gezeigten noch einmal etwas überarbeitet wurden. Die 3D-Drucke liegen vor und erhalten in diesen Tagen Farbe und Finish.
Bis bald
Bodo-Lutz
rdmodel
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Re: Dresdner Exoten (Teil 1 Haide-Bahn)

Beitrag von rdmodel »

Hallo die Sache mit der Heidebahn ist ganz toll, zumal es da ziemlich wenige Fotos gibt, mein Kompliment!!

Bei den gezeigten Doppelwagen habe ich einige Fragen.

Da hast Du Dich wohl etwas am Hecht orientiert?

Der TW 1901 wurde ja wohl nur als Versuchsmuster aus den TW 831 + 832 im Jahre 1931 gebaut und 1932 verschrottet. Diese TW waren Städtische TW, die 1913 als Quersitzer gebaut und mit 3 Bogenfenstern ausgerüstet waren, also A4 TW`s. Du solltest also zum Bau eines solchen Fahrzeuges lieber die A4 - BEKA - Modelle benutzen und keine kleinen Hechte.

Der BW 1146 wurde 1931 aus TW 945 + 946 gebaut und 1946 abgebrochen, also Typ A1. Diese TW der ehemaligen gelben Gesellschaft wurden 1900 gebaut. Warum die Fronten der Wagen abgeschrägt sein sollen, wie beimn Stahlbeiwagen für den Großen Hecht ist mir nicht verständlich, das ist so auf dem Foto auch nicht zu erkennen.

Vielleicht kannst Du uns über Deine Quellen informíeren?

Ich vermute mal, daß die Fahrzeuge ähnlich ausgesehen haben, wie die Doppelchleifer, die auch aus 2 TW gebaut wurden.


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axelnetz
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Re: Dresdner Exoten (Teil 1 Haide-Bahn)

Beitrag von axelnetz »

Das hat wohl schon so im wesentlichen seine "Richtigkeit" als Rekonstruktion des möglichen Aussehens. Eiiner der Köpfe von 1901 war an die Hechte angelehnt, während die Wagenkästen die des A4 blieben wie dargestellt. Zur Position des Stromabnehmers ( oder der Stromannehmer sowie zur Anzahl Fahrmotore (2 oder 4) etc. gibt es aber auch alternative Aussagen, wonach z.B. der oder die Stromabnehmer mittig auf den Dächern der Wagenkästen verblieben sind wie beim A1. Durchaus plausibel, das man zunächst den Umbauaufwand minimal halten wollte. Vielleicht hat man seinerzeit sogar verschiedene Anordnungen getestet. Bilder oder originale Unterlagen gibt es leider nicht, das Fahrzeug bekam nie eine Betriebserlaubnis und wurde zeitnah abgebrochen.
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axelnetz
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Re: Dresdner Exoten (Teil 1 Haide-Bahn)

Beitrag von axelnetz »

Beim 1146 scheint mir im Vergleich zum Foto übrigens die Kopfpartie zu kurz geraten zu sein, die wirkt im Foto "gestreckter". Aber sonst eine Freude 🙂
rdmodel
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Re: Dresdner Exoten (Teil 1 Haide-Bahn)

Beitrag von rdmodel »

zum TW 1901:

Ja O.K., das ist Deine Erkenntnis.
Aber woher hast Du Sie? - Ich möchte das gern selber nachvollziehen können.
Die A4 Wagenkästen könnten theoretisch stimmen, aber woher kommt die Info, daß da Hechtköpfe angebaut wurden, das macht viel Aufwand und für ein Versuchsfahrzeug scheint mir das unlogisch.

zum BW 1146:

Wenn ich das Foto nochmal genau betrachte, scheinen die Wagenenden tatsächlich leicht angespitzt, allerdings sind die Köpfe in Deinem Modell viel zu kurz. Leider habe ich zu den Fahrzeugen noch nie Zeichnungen, Zum TW noch nie Fotos gesehen.

Beim BW gibt es aber eine gute Möglichkeit die Maße zu ermitteln. Da da Foto sehr gut von der Seite aufgenommen ist, würde ich es als Grundlage für eine Maßzeichnung benutzen - einfach im CAD- Programm unter die Zeichnung legen. (Die Maße der A1 Wagen sind bekannt, ich hab mal den A1 mit 5 Fenstern gebaut, da ist nur die Anzahl der Fenster anders.)

viel Erfolg rdmodel - Ralf
Bodo-Lutz
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Re: Dresdner Exoten (Teil 1 Haide-Bahn)

Beitrag von Bodo-Lutz »

Eigentlich sind die beiden Doppelfahrzeuge erst Thema eines noch ausstehenden Beitrags hier im Forum.
Die 3D-Vorlagen wurden nach den Prototypen (siehe obige Fotos) noch einmal überarbeitet, neu gedruckt und befinden sich im Lack und Finish.

Viele Personen haben mich (als Nicht-Dresdner und auch nicht ausgewiesener Kenner der Dresdner Vorkriegsfahrzeuggeschichte) bei der Beschaffung von Informationen für die Modelle tatkräftig unterstützt. Das Mosaik der Informationen ist nicht vollständig, es gibt Löcher und vielleicht sind auch einige "Steinchen" etwas verrutscht. Es ist eben nicht leicht, Modelle von Fahrzeugen zu schaffen, deren Vorbilder kein aktiver Straßenbahnfreund je gesehen hat.

So viel kann als gesichert gelten:
Beide Vorbilder dienten Versuchszwecken z.B. einzelner Komponenten und der Stahlbauweise. Von den "Spenderfahrzeugen" wurden im wesentlichen nur Fahrgestelle und Wagenkästen benutzt. Alle hölzernen Perrons/Plattformen waren entfernt und die verbliebenen zwei an den neuen Fahrzeugenden durch Stahlaufbauten ähnlich dem Nieskyer Prototyp des ersten Beiwagens für den großen Hecht ersetzt worden.
Beim Bw 1146 wurde sogar die Türanordnung des Nieskyers übernommen. Das Modell des Bw 1146 steht in seiner Form außer Frage, da es von ihm ein sehr gutes Foto gibt. Die Länge der Plattformen wurden inzwischen korrigiert.
Der Tw 1900 war ein Einrichtungsfahrzeug mit Druckknopfsteuerung. Wo sich der AEG-Ambeck-Stromabnehmer befinden sollte, ist nicht gesichert. Ich habe ihn in Anlehnung an ähnliche Arbeitswagen in der Mitte vorgesehen. Bitte etwas Geduld, mehr dazu demnächst.
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