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Alte Hamburger H0-Messinggehäuse im Einsatz

Verfasst: So 27. Nov 2022, 17:47
von Helmut G.
Hallo zusammen,

vor längerer Zeit erhielt ich zwei Hamburger H0-Messinggehäuse, unvollständig aber reizvoll.

Der Bastler hatte sie vor rund 45 Jahren überwiegend aus Messingblech geätzt. Dem Aussehen nach nutzte er zum Löten Lötpaste. Während der langen Lagerzeit 'verflüchtigten' sich einige Bauteile – oder waren vielleicht auch nie angebracht. Dem ersten Eindruck nach hatte sich der Erbauer sehr viel Mühe gemacht. Die Modelle sind von den Details her im Zustand der zwanziger Jahre dargestellt worden.

Dem N6-Triebwagen fehlten u.a. Fahrwerksrahmen, Antrieb und alle Details auf dem Laternenhauptdach.

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Der Anblick machte mich zuerst ein wenig mutlos

Der Erbauer hatte sich für das penible Einhalten des Maßstabs 1:87 entschieden. Damit wird es schwierig, handelsübliche Radsätze unterzubringen. Die gebräuchlichen Radsätze sind etwas breiter, sie sollen eben auch auf gröberen H0-Herzstücken sicher in der Spur verbleiben.

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Mit dem ersten Anstrich wuchs meine Zuversicht

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Die Farbe ist kaum getrocknet, da sitzen schon die ersten Fahrgäste aus dem Reich der Mitte

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Der Zug steht bereit für die Anlage

Den Triebwagen rüstete ich mit einem Vario-Antrieb mit 23,5 mm Achsstand von Halling aus.

Fehlende Teile baute ich nach oder griff auf meine Ersatzteile von Bec-Kits zurück.

Das Beiwagen-Laufgestell beim A3 bastelte ich aus einem Reserve-Weißmetall-Drehgestell. Das war der einfachere Teil der Arbeit. Nun klemmten meine 'groben' Radsätze im Beiwagen-Fahrwerksrahmen fest. Das leichte Verschmälern der Radscheiben in Verbindung mit dem Verschlanken des Rahmeninneren sorgten für Abhilfe.

Bevor ich mit der Verglasung des Modells begann, mußte ich mir Gedanken über die Farbgebung machen.

In den zwanziger Jahren geschah auf dem Gebiet der Straßenbahn in Hamburg eine Menge. Die Straßenbahngesellschaften mit ihren unterschiedlichen Farbgebungen gingen in der Hamburger Hochbahn AG (HHA) auf. Auf längere Sicht betrachtet, hatte man die Schafe in die Obhut der Wölfe gegeben...

Pferdebahnwagen als Beiwagen standen noch im Einsatz. Plattformen wurden verglast und verschlossen, die Farbgebung wechselte auf creme mit schwarzen Zierlinien. Dies geschah häufig zeitlich in mehreren Schritten.

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Hamburger Zweiachser aus Weißmetall, Kunststoff und Messing

Ich entschied mich, die Modelle in der cremefarbenen Epoche anzusiedeln. Grün/creme mit zahlreichen Zierlinien wäre auch reizvoll (und sehr mühselig) gewesen, doch aussagekräftige Fotos über Farbdetails habe ich nicht. Andererseits, mit kritisierenden Zeitzeugen ist nicht mehr zu rechnen...

Viel Spaß beim Basteln
Helmut G.

Re: Alte Hamburger H0-Messinggehäuse im Einsatz

Verfasst: Do 1. Dez 2022, 11:46
von Helmut G.
Hallo zusammen,

der Zug fährt:

https://youtu.be/3tlIDEKu8EQ

Ein weiterer in die Epoche passender Hamburger Beiwagen ist bereits in Arbeit. Mal sehen, wie Messingmaterial und ein 3D-Druck-Kunststoff-Umbau sich später optisch vertragen werden.

Viel Spaß beim Anschauen
Helmut G.

Re: Alte Hamburger H0-Messinggehäuse im Einsatz

Verfasst: Fr 1. Mär 2024, 20:18
von niczano
Herzlichen Glückwunsch Helmut an Dich und den Bauherrn!
Messingmodelle sind immer faszinierend. Ihre Unvollkommenheit macht sie „lebendiger“ als der heutige geformte Plastik.

Nic

Re: Alte Hamburger H0-Messinggehäuse im Einsatz

Verfasst: Sa 2. Mär 2024, 12:55
von Helmut G.
Hallo Nic,

vielen Dank.

Für das Basteln von Straßenbahnmodellen gibt es in der Tat viele Möglichkeiten. Sie haben alle irgendwo Vor- und Nachteile.

In meiner Kindheit gab es Kartonbastelbögen, aus denen sich mit etwas Geschicklichkeit ansehnliche Standmodelle fertigen ließen (auch heute kann man solche Bastelbögen finden, z.B. bei CDT). Ein wenig Geld für den Bastelbogen, eine Schere und eine Tube Uhu und schon konnte es losgehen.

Ich hatte mal probiert, aus Streichhölzern ein Straßenbahnmodell in H0 herzustellen. Es ist möglich, wenn man die nötige Ausdauer mitbringt...

Aus England kenne ich Straßenbahnmodelle im Maßstab 1:43, die ein Künstler aus Ton hergestellt, unter Farbe gesetzt und motorisiert hatte. Lang, lang ist es her.

Meine Hamburger Messingmodelle in H0 entstanden in den achtziger Jahren. Der begnadete Bastler hielt sich akribisch an den Maßstab 1:87 und machte sich keine sonderlichen Gedanken darüber, wie handelsübliche H0-Antriebe oder Fahrwerke in die schmalen Wagenkästen hineinpassen könnten. Für ihn war das Entwerfen der Modelle wichtig.

Es gibt also viele Wege, an seinem Hobby Freude zu empfinden.

Geschicklichkeit, Platz, Geduld, Toleranz, Taschengeld (oder etwas mehr) sollten in ausreichender Menge vorhanden sein.

Viel Spaß beim Hobby
Helmut G.

Re: Alte Hamburger H0-Messinggehäuse im Einsatz

Verfasst: Sa 16. Mär 2024, 17:50
von niczano
Helmut G. hat geschrieben: Sa 2. Mär 2024, 12:55 Hallo Nic,

vielen Dank.

Für das Basteln von Straßenbahnmodellen gibt es in der Tat viele Möglichkeiten. Sie haben alle irgendwo Vor- und Nachteile.

In meiner Kindheit gab es Kartonbastelbögen, aus denen sich mit etwas Geschicklichkeit ansehnliche Standmodelle fertigen ließen (auch heute kann man solche Bastelbögen finden, z.B. bei CDT). Ein wenig Geld für den Bastelbogen, eine Schere und eine Tube Uhu und schon konnte es losgehen.

Ich hatte mal probiert, aus Streichhölzern ein Straßenbahnmodell in H0 herzustellen. Es ist möglich, wenn man die nötige Ausdauer mitbringt...

Aus England kenne ich Straßenbahnmodelle im Maßstab 1:43, die ein Künstler aus Ton hergestellt, unter Farbe gesetzt und motorisiert hatte. Lang, lang ist es her.

Meine Hamburger Messingmodelle in H0 entstanden in den achtziger Jahren. Der begnadete Bastler hielt sich akribisch an den Maßstab 1:87 und machte sich keine sonderlichen Gedanken darüber, wie handelsübliche H0-Antriebe oder Fahrwerke in die schmalen Wagenkästen hineinpassen könnten. Für ihn war das Entwerfen der Modelle wichtig.

Es gibt also viele Wege, an seinem Hobby Freude zu empfinden.

Geschicklichkeit, Platz, Geduld, Toleranz, Taschengeld (oder etwas mehr) sollten in ausreichender Menge vorhanden sein.

Viel Spaß beim Hobby
Helmut G.

Ich stimme Ihnen zu, was die „Noblesse“ aller Materialien betrifft. Ich begann auch mit Pappe (ohne Fenster!), fügte dann Fenster hinzu, wechselte dann zu Plasticard und schließlich zur Balsa-Messing-Mischung. Mir ist bewusst, dass bei bestimmten Modellen die Verwendung von Kunststoffmaterialien unersetzlich ist und der 3D-Druck auch sehr hilfreich ist, insbesondere bei Modellen, die viele gebogene und abgerundete Teile haben.
Meiner Meinung nach liegt der größte Spaß an diesem Hobby jedoch im manuellen Bauen, im kreativen Teil und im Selbermachen, unabhängig von den verwendeten Materialien.
Ich habe nur Angst, dass beim 3D-Druck ein Teil dieser handwerklichen Fähigkeiten verloren geht. :roll:

Nic

Re: Alte Hamburger H0-Messinggehäuse im Einsatz

Verfasst: Mo 18. Mär 2024, 13:01
von Helmut G.
Hallo Nic,

Deine Bedenken, daß 3D-Druckmodelle die Art des Bastelns zunehmend beeinflussen wird, teile ich. Andererseits ist die Fertigstellung des Modells in den Händen des 'Endverbrauchers' weiterhin mit umfangreichen Arbeiten verbunden, die einiges Geschick und auch viel Geduld erfordern.

Der Designer der Druckdateien kommt ohne bemaßte Zeichnungen schlecht aus. Insofern hat sich nicht viel geändert.

Ich hatte berichtet, daß ein englischer Künstler vor Jahren fahrfähige Modelle aus Ton im Maßstab 1:43 hergestellt hatte. Von ihm stammen auch Reliefbilder aus dem gleichen Material.

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Diese Art von Modellen benötigt nur ein wenig Wandfläche, einen Nagel und einen Hammer :wink:.

Viel Spaß beim Basteln
Helmut G.