vor längerer Zeit erhielt ich zwei Hamburger H0-Messinggehäuse, unvollständig aber reizvoll.
Der Bastler hatte sie vor rund 45 Jahren überwiegend aus Messingblech geätzt. Dem Aussehen nach nutzte er zum Löten Lötpaste. Während der langen Lagerzeit 'verflüchtigten' sich einige Bauteile – oder waren vielleicht auch nie angebracht. Dem ersten Eindruck nach hatte sich der Erbauer sehr viel Mühe gemacht. Die Modelle sind von den Details her im Zustand der zwanziger Jahre dargestellt worden.
Dem N6-Triebwagen fehlten u.a. Fahrwerksrahmen, Antrieb und alle Details auf dem Laternenhauptdach.

Der Anblick machte mich zuerst ein wenig mutlos
Der Erbauer hatte sich für das penible Einhalten des Maßstabs 1:87 entschieden. Damit wird es schwierig, handelsübliche Radsätze unterzubringen. Die gebräuchlichen Radsätze sind etwas breiter, sie sollen eben auch auf gröberen H0-Herzstücken sicher in der Spur verbleiben.

Mit dem ersten Anstrich wuchs meine Zuversicht

Die Farbe ist kaum getrocknet, da sitzen schon die ersten Fahrgäste aus dem Reich der Mitte

Der Zug steht bereit für die Anlage
Den Triebwagen rüstete ich mit einem Vario-Antrieb mit 23,5 mm Achsstand von Halling aus.
Fehlende Teile baute ich nach oder griff auf meine Ersatzteile von Bec-Kits zurück.
Das Beiwagen-Laufgestell beim A3 bastelte ich aus einem Reserve-Weißmetall-Drehgestell. Das war der einfachere Teil der Arbeit. Nun klemmten meine 'groben' Radsätze im Beiwagen-Fahrwerksrahmen fest. Das leichte Verschmälern der Radscheiben in Verbindung mit dem Verschlanken des Rahmeninneren sorgten für Abhilfe.
Bevor ich mit der Verglasung des Modells begann, mußte ich mir Gedanken über die Farbgebung machen.
In den zwanziger Jahren geschah auf dem Gebiet der Straßenbahn in Hamburg eine Menge. Die Straßenbahngesellschaften mit ihren unterschiedlichen Farbgebungen gingen in der Hamburger Hochbahn AG (HHA) auf. Auf längere Sicht betrachtet, hatte man die Schafe in die Obhut der Wölfe gegeben...
Pferdebahnwagen als Beiwagen standen noch im Einsatz. Plattformen wurden verglast und verschlossen, die Farbgebung wechselte auf creme mit schwarzen Zierlinien. Dies geschah häufig zeitlich in mehreren Schritten.

Hamburger Zweiachser aus Weißmetall, Kunststoff und Messing
Ich entschied mich, die Modelle in der cremefarbenen Epoche anzusiedeln. Grün/creme mit zahlreichen Zierlinien wäre auch reizvoll (und sehr mühselig) gewesen, doch aussagekräftige Fotos über Farbdetails habe ich nicht. Andererseits, mit kritisierenden Zeitzeugen ist nicht mehr zu rechnen...
Viel Spaß beim Basteln
Helmut G.