ich leide seit langer Zeit unter Schlafstörungen. In der vergangenen Nacht schoß mir gegen 3 Uhr durch den Kopf, seit wann gibt es eigentlich von Hamburger Straßenbahnwagen Weißmetall-Bausätze in H0?
Ich sollte es wissen, letztendlich war ich am Anstoß für diese Bausätze nicht ganz unschuldig.
Anfang der siebziger Jahre gelangte ich durch glückliche Umstände in Kontakt mit Frank Vescoe, dem seinerzeitigem Chef von Bec-Kits. Frank stellte zu der Zeit bereits seit einigen Jahren Weißmetall-Bausätze für den britischen Modellbahnmarkt her. Dazu gehörten auch Straßenbahn-Bausätze in 00 (1:76). Die ihm wesentlich erscheinenden Bausätze hatte er bereits im Angebot, er wollte sein Sortiment mit Bausätzen in H0 nach europäischen Vorbildern ergänzen.
Sein erstes Werk war der hannoversche Stahlwagen von 1928 mit Beiwagen. Ihm stand nur eine Bleistiftskizze mit Angabe von Breite, Länge und Höhe zur Verfügung. Nachdem ihm später bemaßte Bauzeichnungen vorlagen, konnte er die Formen erfolgreich ändern.
Mein Angebot, ihm bemaßte Bauzeichnungen und zahlreiche Detailfotos über einen Hamburger Zweiachser liefern zu können, überzeugte ihn nach reiflicher Überlegung. Es handelte sich dabei um den Z1a, von denen zwischen 1894 und 1897 fast 400 Stück in Hamburg-Falkenried gebaut wurden.
Er entschloß sich, den Z1a-Bausatz für die Epoche nach 1945 zu entwickeln. Der Umsatz in Hamburg war so erfolgreich, daß Bec-Kits nach kurzer Zeit die Bausätze für den Z2 und den Z2B Beiwagen nachschob. Es war der Beginn einer langen Produktionsreihe.
Dies geschah nun vor ziemlich genau 50 Jahren. Mein ältestes Z1a Modell hat es bei mir so lange ausgehalten. Worüber man nachts um 3 Uhr so nachdenkt...

Motorisiert wurden die Antriebe zunächst aus Teilen, die Frank mit Zweikomponenten-Klebstoff verband, im Ofen (mit mehr oder weniger Erfolg)
erhitzte und auskühlen ließ. Der Antrieb war äußerst zugkräftig, konnte aber im kalten Zustand durchaus einen Stromfluß von 800 mA verursachen.
Die Methode war auf die Dauer nicht praktikabel.

Die Bausatzteile fand der Bastler sauber, in feinem Papier verpackt, im Karton vor


Bec-Kits nutzte daraufhin einen Motor aus Asien und lötete die Teile zusammen. Das ging, wie ich feststellen konnte, recht flott. Diese leistungsarmen Motore konnten aber spätestens beim Ziehen von Beiwagen nicht überzeugen. Ein weiterer Grund dafür war das damalige sehr ungünstige Übersetzungsverhältnis.
Nach einigen weiteren Experimenten gelangten dann Motore von Mabuchi zum Einsatz, die zusammen mit zwanzigzähnigen Zahnkränzen gute Leistungen zeigen. Diese Antriebe werden seit einigen Jahren von KWTrams produziert und vertrieben.
Es sind grundsätzlich noch alle Bausätze von Bec-Kits und die Antriebe von KWTrams erhältlich. Die Folgen vom Brexit machen den Kauf auf dem Versandweg preislich wenig attraktiv und für Hersteller und Kunden kompliziert.
Viel Spaß beim Basteln
Helmut G.